Ein Paket? Nähauftrag der besonderen Art...

[Delilah-Rose]

Mützen aus China - wenn man so darüber nachdenkt, was die in Masse in China kosten, hier dann ein Label draufgenäht und dann der stolze Endpreis, ist eine sehr hohe Gewinnspanne für sehr wenig Handarbeit.

Ich habe Respekt für deine Arbeit, die du mit den Labels hattest und hoffe die Chefin lässt ihre Mützen in D fertigen oder stellt sie selbst her.
Die Art Verkäufer, die in China kaufen sind für mich nicht wirklich das Wahre. es gab vor Jahren mal einen Riesenshitstorm, da hatten Verkäufer bei Dawanda Handtaschen Unikate als handmade verkauft und in Wirklichkeit waren das alles Massenproduktionen aus China.....

Damals hatte Dawanda diese Shops gesperrt, weil sie nicht das Image einer Verkaufsplattform für Handarbeit negativ erscheinen lassen wollten.
Im großen ganzen sind es aber die Käufer, die handmade, nachhaltig und Unikate kaufen möchten - nicht aber den angemessenen Betrag entrichten wollen, eben die Geiz ist geil Mentalität.

[emmi]

Die Chefin hatte den Auftrag von einem Surflehrer an der Nordsee bekommen, der wohl mehrere Sätze der ganzen Farbpalette bestellt hatte, und mich den Auftrag ausführen lassen. Auch ihr berichtete ich von der Herkunft der Mützen und dem Überangebot in Hamburg. Sie schien amüsiert und nicht überrascht.

[emmi]

Nachschub! Ein neues Label, das ist immerhin eine kleine Abwechslung.


emmi

[emmi]

Auch hier ging und geht es weiter. Der Nachschub-Mützenberg ist abgearbeitet, es waren 101 (einhunderteins) Mützen. Sofort kam ein weiteres Paket mit 50 Mützen. Ich bin fast fertig, möchte aber schnell noch die Arbeit beschreiben:

Am ordentlichsten finde ich die aufgenähten Labels, wenn sie rechts und links jeweils von einer senkrechten Strick-Maschenkette eingerahmt sind. Das gelingt nicht immer. Ich berichtete ja schon, dass ich die Mützen in der Breite leicht dehne, indem ich sie über ein Buch ziehe, und dann das Label mit Klebstoff fixiere. Wenn man die Mütze vom Buch wieder abzieht, zieht sich das Gestrick ungeachtet des Klebstoffs wieder zusammen. Deshalb markiere ich die beiden Maschenketten, auf denen die Längsnähte des Labels verlaufen sollen, mit je einer Stecknadel (Bild 1).

Es hat sich bewährt, mit dem Nähen nicht in einer Ecke des Labels zu beginnen, sondern schon vorher (quasi ab Mützenrand) auf das Label "hinaufzunähen". So bin ich auf der "richtigen Bahn" und kann mit den Händen das Gestrick wunschgemäß wieder dehnen (Bild 2). Leicht geht das bis zur ersten Ecke.

Nun wird es schwierig: Die Quernaht! Der Nähfüßchendruck walzt das Gestrick in der Breite, schiebt es vor sich her und drängt die Maschenreihe, auf der die Naht verlaufen soll, unter dem Label heraus. Ein Stückchen weit kann ich das mit meinen Händen einhalten, während ich gegen Ende der Quernaht machtlos bin. Deshalb stecke ich die Stecknadel um: Schräg (Bild 3). Was ich auf dem Bild hier mit einem Häkelhaken simuliere, tue ich in Wirklichkeit mit dem Fingernagel meines linken Zeigefingers. Ich ziehe die Nadelspitze zu mir hin. Wie eine Wippe strebt dann die Köpfchenseite in die Gegenrichtung ― und zieht die Maschenreihe, auf der ich nähen will, zurück unter das Label!

Nähen bis zur Ecke, um die Ecke und bis zur nächsten Ecke. Es folgt die zweite Quernaht, ganz einfach, denn das an drei Seiten "eingerahmte" Label hält das Gestrick ein. Zum Schluss noch eine Ecke und ein paar Sicherungsstiche auf der allerersten Naht (Bild 4). Jetzt kann ich die Arbeit abschneiden, den genähten "Anlauf" zum Label abtrennen und die Arbeit betrachten. Hier ist die Problemecke ist nicht perfekt geworden, aber "gut genug", sagen wir mal "befriedigend".

Ein letztes Bild: Die Mütze gewendet und mit umgeschlagenem Rand (Bild 5).

Abgabe der 50 Mützen heute gegen 17:00 Uhr.

Grüße
emmi

[Inselrose]

Ui, da hast Du ja richtig gut den Dreh raus Eine Arbeit zu der ich keine Lust hätte

[emmi]

Danke!

[Delilah-Rose]

Ich bewundere auch deinen Fleiß und beneide dich immer noch nicht darum, das wäre für mich Strafarbeit.