Junker & Ruh Fidelitas...

Historische Nähmaschinen vergangener Zeiten ohne eigenes Unterforum.
emmi
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Junker & Ruh Fidelitas...

Beitrag von emmi »

...mit der Seriennummer 14197. Transportbedingt ist die Nähmaschine immer noch auseinandergenommen. Bevor ich sie wieder zusammensetze, mache ich sie sauber. Die Tischplatte und die Schublade sind "zum Anbeißen" schön. Der Rest ist staubig und verklebt. Vom Reinigen und Pflegen werde ich noch berichten. Alles ist vorhanden an der Maschine. Sie wird nähen können. Ein Paar Riemen für die Sandalen - tatsächlich, so sagte man früher zu dem Doppelpedal biggrin - habe ich schon anfertigen lassen. Abgesehen vom Spulmechanismus sind meine Fidelitas- und Rhenania-Maschine identisch. Bei der Rhenania wird ein kleines Zahnrad in den inneren Zahnradkreis des Handrads geschoben, sodass die Spule beim Drehen des Handrads mitdreht. Demgegenüber hat die Fidelitas ein Spulrad mit Gummiring, der innen in den nach innen gewölbten Überstand des Handrads gedrückt wird.

Und noch ein Clou: Der letzte Besitzer, der mit der Maschine nähte, hat im Jahr 1977 selbst eine Gebrauchsanweisung geschrieben/gezeichnet und für seine Nachkommen hinterlassen. Wie Ihr seht, sind das Schiffchen und die Spule identisch mit denen meiner Rhenania. Der Vorbesitzer hat nichts über "Deckel", "Griff" und "Bogen" geschrieben. Der Faden ist nicht über den Bogen gezogen, wie ich es bei der Rhenania - mit bestem Erfolg - getan habe. Von diesem Thema werdet Ihr also in diesem Thread nochmals hören!

Bis bald wieder!
emmi
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emmi
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Re: Junker & Ruh Fidelitas...

Beitrag von emmi »

Die Bilder, die ich Euch bisher zeigte, zeichnen eine Chronologie auf: Gestell herbeischleppen und in Pose setzen (ausgerechnet das unspektakulärste Teil zuerst), nach und nach die anderen Teile und schließlich das Schiffchen von nahem. Habt Ihr das kleine Insekt 🪰 gesehen? Man hätte die Bilderreihe auch anders aufziehen können, interessanter und schöner.

Nun also mache ich weiter mit dem Schiffchen. Die Spule ist abgewickelt, Spule und Schiffchen sind gereinigt. Ich habe sie fotografiert (leer), und zwar zusammen mit der Spule und dem Schiffchen aus der Rhenania (mit Faden). Ihr seht, dass sie identisch sind. Einen merkwürdigen Unterschied gibt es allerdings. Das Rhenania-Schiffchen hat an der hinteren Außenwand zwei tiefe Einkerbungen. Ich glaubte bis jetzt, diese Kerben würden dem Einrasten im Schiffchenkorb dienen. Das Fidelitas-Schiffchen besitzt die Einkerbungen nicht. Oder doch? Nur angedeutet? Können die Einkerbungen Verschleißerscheinungen sein? Von der andauernden Bewegung vor und zurück im Schiffchenkorb? Ich muss mir unbedingt die Schiffchenkörbe beider Maschinen ansehen und sie Euch im nächsten Beitrag zeigen.

Grüße
emmi
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emmi
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Re: Junker & Ruh Fidelitas...

Beitrag von emmi »

Die Schiffchenkörbe!

Zuerst der der Fidelitas, danach der der Rhenania. Sie sind völlig gleich. Die Halterungen des Schiffchenkorbs der Rhenania sehen in der Draufsicht abgewetzt aus, aber das Foto täuscht. In Wirklichkeit sind die Halterungen bei beiden Maschinen absolut identisch, sowohl in der Form als auch in ihrer Stellung als auch im Abnutzungszustand (bzw. keinem Abnutzungszustand).

Ein Unterschied, den ich eigentlich nicht ansprechen wollte, fällt auf. Der Fidelitas-Schiffchenkorb besitzt obenauf eine Feder. Sie ist an seinem hinteren Ende befestigt mit einer Schraube, während sie vorn - zu einem kleinen Kreis gebogen - durch eine Öffnung im Rand des Korbs hindurchragt, um das Schiffchen beim Nähvorgang nach links zu drücken. Der Rhenania-Schiffchenkorb besitzt diese Feder nicht (mehr); die Schraube für die Feder sitzt noch an Ort und Stelle. Ich führte darüber mal eine Korrespondenz mit einem Kenner. Zu meiner Freude erhielt ich die Bestätigung, dass die Feder mehr oder weniger überflüssig ist. Das Schiffchen entwickelt in seiner Kreisausschnitt-Bewegung Fliehkräfte nach außen (also nach links), was nicht zwingend unterstützt werden muss.

Die waagerechten Stangen ganz vorn (auf den Bildern: unten) sind die Stichlängenverstellungen. Sie werden jeweils mit einem Schieber rechts auf den Grundplatten bedient. Jetzt sehe ich einen weiteren Unterschied! Der Fidelitas-Schiffchenkorb bleibt in seiner äußersten Stellung vorn weit entfernt von der Stange. Der Rhenania-Schiffchenkorb berührt die Stange beinahe. Ob sich nach dem Reinigen und Gängigmachen der Fidelitas der vordere Wendepunkt noch ändert?

Bis bald wieder!
emmi
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emmi
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Re: Junker & Ruh Fidelitas...

Beitrag von emmi »

Vorgestern bei gleißender Sonne wurde ich sehr mutig und schrubbte das Fidelitas-Gestell mit Bürste und Zahnbürste und warmem Spülmittelwasser. Hinterher spülte ich es mit dem Gartenschlauch ab. Beim Abtrocknen half die Sonne. Über Nacht und den gestrigen Tag über pustete der warme Sommerwind alle Ritzen und Spalten durch. Das Gestell war warm, sauber und trocken, sah aber glanzlos und zum Teil rostig aus (kaum besser als vor der Reinigung). Gegen Abend pflegte ich das Gestell mit Nähmaschinen-Öl und einem Frottee-Lappen. Schön schwarz und glänzend wurde es! Natürlich gab ich Öl auch in die Öllöcher, nicht zu geizig, Der Tritt und das Schwungrad bewegen sich seitdem leichter und absolut lautlos. Als nächstes werde ich die Tischplatte anschrauben und die Riemen an den "Sandalen" befestigen.

Bis bald wieder!
emmi
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emmi
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Re: Junker & Ruh Fidelitas...

Beitrag von emmi »

Nun schraubte ich die Tischplatte an. Zwei (der vier) Schrauben lassen sich endlos drehen. Sie sind auch ein bisschen schlanker als die beiden anderen Schrauben. Das gefällt mir gar nicht. Dieses Problem muss noch gelöst werden! Das Anschrauben der Lederriemen an die Sandalen war erfolgreicher. Was bin ich froh über die neuen Riemen! Alsdann stellte ich das Gestell wieder auf seine Füße, freute mich über die schöne Tischplatte und schob ihr die kleine Schublade unter. Die Sandalen bestehen aus einem großen Stück Gusseisen. Mit je einem Loch in ihren verdickten Außenseiten sind sie aufgefädelt auf die unterste Stange des Gestells. Auf diese Weise wippen sie wie wie ein Pedal. Die "Sohlen" liegen auf der Stange nicht auf. Ich gab noch ein wenig Fahrrad-Kettenpflegeöl in die Verbindungsstellen von Sandalen und Stange, setzte mich an den Nähmaschinentisch und machte Tretproben. Leicht und geräuschlos! Die Sandalen sind lang. Eine echte Einheitsgröße, weshalb wohl die verstellbaren Riemen sinnvoll waren.

Weitergehen wird es mit dem Maschinenkörper - vermutlich eine längere Beschäftigung als das Gestell.

Grüße
emmi
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inch
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Re: Junker & Ruh Fidelitas...

Beitrag von inch »

Deine mühselige Arbeit hat sich gelohnt, das Gestell sieht sehr gut aus!
Wenn du magst, messe gerne die Schrauben aus, davon habe ich sehr viele vorrätig.
Das Problem mit dem Nähmaschinenöl ist, das der Glanz relativ zügig wieder verschwindet.
Es gibt ein gutes Wachs, welches für alle Lacke geeignet ist: https://www.ebay.com/itm/252641817575?
Hier ein Youtube-Video dazu:
Слава Україні! Ukraine-Direkthilfe: https://prytulafoundation.org/en oder: Spenden per SMS an RTL Kinderhilfe - 10 €/SMS 44844 Stichwort: "Ukraine"
emmi
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Re: Junker & Ruh Fidelitas...

Beitrag von emmi »

Danke, inch, ich hatte schon überlegt, wie ich den Glanz erhalten soll. Auf jeden Fall: Staub wischen. Ggf. das empfohlene Mittel.

Grüße und Gute Nacht!
emmi
emmi
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Re: Junker & Ruh Fidelitas...

Beitrag von emmi »

Das Problem, dass zwei der Schrauben zur Befestigung der Tischplatte nicht richtig fassen, ist noch nicht endgültig gelöst. Lösungsversuche so lala... Ich werde auf das Thema zurückkommen.

Trotzdem habe ich schon einmal die Maschine in den Tisch eingesetzt, allerdings nur einseitig eingehakt. Die richtige Befestigung lohnt sich noch nicht, denn die Maschine muss noch gereinigt werden.

Als erstes habe ich der Maschine die Nadel abgenommen. Ein Mordsding, sie erschreckt mich! Mit der quasi identischen Rhenania nähe ich mit 287er-Nadeln, die es in ordentlichen Kurzwarenabteilungen immer noch zu kaufen gibt. Zwei davon (in den Stärken 130 und 80) habe ich neben die Fidelitas-Nadel gelegt. Ihr seht die drei Nadeln im Vergleich. Ob der letzte Näher wohl Lederarbeiten machte? Die Fidelitas-Nadel trägt nur die Prägung 4. Ich vermute, dass es sich um die Stärke einer mir unbekannten Stärkenskala (bzw. eines Sytems) handelt.

Dann nahm ich mir vor, alles vom Maschinenkörper abzuschrauben, was sich leicht abschrauben lässt. Die Ausbeute ist nicht groß. Alles, was blieb, wurde erst einmal eingesprüht zum Lösen von Dreck und Rost.

Ich halte Euch auf dem Laufenden.

Grüße
emmi
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emmi
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Re: Junker & Ruh Fidelitas...

Beitrag von emmi »

Nach dem Einsprühen mit WD-40 und einer Nacht, einen Tag und noch einer Nacht Geduld konnte ich (mit Ausnahme der Schraube, die den Füßchenheber hält) alles abschrauben, was angeschraubt ist. Ich kochte diese Ausbeute (ungefähr eine halbe Stunde lang). Danach waren die Teile befreit von Fett. Jetzt ist es leicht, sie zu reinigen. Das Gleiche (Abschrauben und Kochen) tat ich anschließend auch noch mit dem Transporteur und mit dem Handrad.

Teil für Teil werde ich mir jetzt einzeln vornehmen: Reinigen, Polieren, Ölen. Die Maschine genießt derweil ein Petroleumbad. Ab und zu werde ich sie in ihrem Bad umlagern, damit das Petroleum ihren Körper rundum erreicht. Der Effekt bei der Maschine ist derselbe wie das Kochen bei den kleinen und kleinsten Teilen: Entfettung. Ich hoffe, dass ich in einer oder zwei Wochen den Maschinenkörper saubermachen und durchölen kann.

Zwei Teile ließen mir keine Ruhe. Die musste ich aus Neugier und Ungeduld gleich heute bearbeiten: Das Spuler-Rad und das Handrad. Auch sie waren gekocht worden. Das Spuler-Rad wurde saubergemacht und erhielt einen neuen Gummiring. Sieht gut aus! Ob er wirklich passt? Er sitzt ja perfekt, aber es ist denkbar, dass er zu dünn oder zu dick ist, um sich zum Spulen innerhalb des Handrads genau passend anzulegen...

Vom Handrad bröselten nach dem Kochen Schichten von Schmutz. Aus jeder Ecke und jedem Spalt musste ich ihn herauskratzen. Verhärtete, von Öl angebackene Staubschichten. Anschließend ein kleines Pflegeprogramm mit Nähmaschinenöl – das Ergebnis seht Ihr im untersten Bild.

Bis auf Weiteres!
emmi
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nadelchen
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Re: Junker & Ruh Fidelitas...

Beitrag von nadelchen »

Liebe emmi, ich bewundere dein akribisches Arbeiten genauso, wie deine spannenden Projektbeschreibungen.
Woran lag es, das du diese Schraube nicht lösen konntest?
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