emmi hat geschrieben: ↑Do 11. Jul 2024, 21:44
Diese Regeln hatten sich auf der Basis der gängigen Schreibgeräte eingebürgert: Federhalter mit Tintentropfen in der Feder. So wenig wie möglich absetzen, kein Risiko eingehen, durchziehen.
emmi
Deine Begründung mit dem Federhalter finde ich interessant und nachvollziehbar, deshalb wurde "ss" mit dem Füller/Federhalter geschrieben als "ß".
Rechtschreibreform ist hier allerdings jene von 1901 maßgebend.
Die Gesellschaft für deutsche Sprache e. V. hat hier einen Artikel über das "ß" veröffentlicht:
https://gfds.de/das-ss/
Zusammenfassung
"Um die dargestellten Erklärungen auf den Punkt zu bringen, seien sie noch einmal in aller Kürze zusammengefasst: Der Buchstabe ß ist über zwei unterschiedliche Wege entstanden. In der Frakturschrift hat er sich aus der Buchstabenverbindung sz bzw. ſʒ entwickelt, die wiederum ihren Ursprung bereits im Mittelhochdeutschen hatte. Das ß der Antiquaschrift dagegen entstand aus einem doppelten s, genauer gesagt aus ſ und s. Erst als man begann, auch deutsche Texte nicht mehr (nur) in Fraktur, sondern (auch) in Antiquaschrift zu setzen, wurde für das Fraktur-ß trotz seiner unterschiedlichen Entstehungsgeschichte und des ursprünglich abweichenden Gebrauchs das Antiqua-ß verwendet. Zwar gab es anschließend Diskussionen darüber, wie dieser Buchstabe neben dem s und dem ss in deutschen Wörtern einzusetzen und zu verteilen sei (Konzepte der s-Schreibungen nach Adelung, Heyse, Sander; schon Jacob Grimm entschied sich zwischenzeitlich sogar für Schreibungen mit sz, denn so, begründete er, könne man auch ganze Wörter versal setzen: STRASZE). Doch spätestens mit der Vereinheitlichung der Rechtschreibung im Jahr 1901 wurde besiegelt, dass die zwei ursprünglich unterschiedlichen Zeichen, die aus ſs bzw. aus ſʒ entstanden waren, als ein und derselbe Buchstabe gewertet und einheitlich verwendet werden sollten."
(Quelle:Gesellschaft für deutsche Sprache e.V.):
Sehr interessant finde ich die Information, das "ß" wäre schon um 1300 erwähnt worden.
Ein klein wenig schlauer bin ich nun...
Was die Beispiele "Gro
ssmann" und "Ro
ssmann" betrifft, denke ich, sie meinten da
sselbe, aber schrieben es unterschiedlich.
"
ß" stand um 1900 einfach für "
ss" kurz gesprochen, während wir es heute für das lange "
ss" verwenden. Wir lesen also das "ß" nach heutigen Gewohnheiten und sind somit verwundert, über die dann scheinbare, auch phonetische Verfälschung von Wörtern, welche, wie hier im Beispiel, aus der Zeit um 1900 stammen.
Seit 2017 gibt es das "ß" auch als Großbuchstaben, einige typografische Gedanken dazu finden sich hier:
https://www.wederundnoch.de/das-grosse-scharfe-eszett/