Stichaussetzer, "Steuerzeiten" und Einstellen
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rubberduck
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Stichaussetzer, "Steuerzeiten" und Einstellen
Hallo,
eine bessere "Überschrift" ist mr nicht eingefallen, da es im eigentlichem Sinne um allgemeine Technik geht, wie überhaupt ein erfolgreicher Stich entsteht bzw entstehen kann.
Und das am Beispiel meiner Veritas 8014/2, die innerhalb einer 20cm langen Naht von perfekt über Stichaussetzer und dann garnicht mehr nähte.
Dies alles ist schon ein wenig länger her und ich hatte Leder genäht, aber nicht wirklich Dickes. Aber vieles mit der "Wildlederseite" nach oben und unten. Ich hatte nur grob geschaut und sah erhebliche Verunreinigungen durch den Anrieb der "Wildlederseite", was ich als Ursache sah. Da ich mehrere Nähmaschinen besitze und ich eigentlich mit allen gerne nähe, habe ich einfach eine andere genommen.
Jetzt über Pfingsten hab ich mich der Reinigung der Veritas angenommen. Auch habe ich den kompletten Spulenkapselantrieb zerlegt! Das waren eher "Grabungen" als nur bißchen Reinigen, so verdreckt war alles! Danach alles zusammengebaut, aber sie näht nicht!!! Dann kam der Gedanke auf, daß ich vielleicht doch mit dem "Ledernähen" die Nähmaschine ruiniert habe!? Ich habe dann die komplette Technik freigelegt um zu schauen ob irgendwas übermäßiges Spiel hat oder Sonstiges. Aber es fand sich nichts und die Maschine lief auch ohne Auffälligkeiten.
Dann habe ich mir "den Haken" angeschaut - wohl "Greifer" genannt - der den Oberfaden bei unten stehender Nähnadel mitnimmt, ob dessen Abstand zur Nadel nicht zu groß ist. Tatschlich war es so, daß er eher die Nähnadel fast streifte als das dort messbares Spiel wäre.
Dann habe ich alle "Fäden eingespannt" und mir mittels langsamen Drehens von Hand angeschaut, was passiert. Dreht man nach "Nichtgreifens des Fadens" den Greifers wieder ein wenig vor dem Punkt des Greifens zurück, so kann es dann doch passieren, daß der Greifer den Faden mitnimmt und ein Stich wird erfolgreich getätigt: Das war die "Kernfrage": WARUM ?
Also galt zu überlegen, was anders ist! Es war so einfach, daß man nicht drauf kommt - es waren schlaflose Nächte für mich bis es "Klick" machte! Der Faden ist nicht mehr vor und hinter der Nadel nach oben gespannt, er ist ohne Spannung!
Dann habe ich zur Simulation der Fadenspannung vorm "Einstechen der Nähnadel" diese ein wenig weiter nach unten eingebaut und wenn der Greifer kurz vorm "Mitnehmen des Fadens" ist, wieder um gleiche Länge nach oben fixiert, so daß der Faden "entspannt" ist. Und siehe da, es läßt sich erfolgreich ein Stich tätigen. Dieses habe ich auch mehrfach reproduzieren können.
Damit näht aber immer noch nicht die Maschine.
Jetzt hatte ich begriffen, warum sie nicht näht: Weil der Faden, den die Nähnadel nach unten zieht erst dann entspannen kann, wenn die Nähnadel wieder nach oben geht, sie aber noch unten ist oder in der Bewegung nach unten ist!
Sowas nenne ich "Steuerzeiten", die nicht passen!
Wie aber die Nähnadel dazu bringen, daß sie ein bißchen früher da ist, wo sie jetzt zu spät ist!?
Das ist MECHANIK!
Und Mechanik ist reparabel und einstellbar! Tatsächlich ließ sich nichts an den Welle finden bezüglich des Einstellens und ich war wieder bei dem Gedanken, daß ich die Nähmaschine mit dem "Ledernähen" ruiniert habe und irgendwo doch eine Welle auf ihrem Sitz wegen "Überbeanspruchung" verdreht habe.
Da ich mir dieses nicht vorstellen konnte - wobei ich da noch nicht Überbeanspruchung und Einstellmöglichkeit unterschied - habe ich weiter gesucht und bin fündig geworden!
Die obere Welle treibt mittels Kurbeltrieb über ... die Hoch-/und Runterbewegung der Nähnadel an. Auf dem Kurbeltrieb ist ein Excenter zum Einstellen.
Tatsächlich habe ich durch das "Ledernähen" die Nähmaschine überbeansprucht und es hat sich auch eine Wellenverbindung ungewollt axial verschoben - die des Excenters.
Jetzt war Alles nur noch einfach: Den Excenter ein wenig in Drehrichtung der Welle verdrehen und schon ist die Nähnadel überall ein wenig früher als sie vorher zu spät war.
Grüsse.
eine bessere "Überschrift" ist mr nicht eingefallen, da es im eigentlichem Sinne um allgemeine Technik geht, wie überhaupt ein erfolgreicher Stich entsteht bzw entstehen kann.
Und das am Beispiel meiner Veritas 8014/2, die innerhalb einer 20cm langen Naht von perfekt über Stichaussetzer und dann garnicht mehr nähte.
Dies alles ist schon ein wenig länger her und ich hatte Leder genäht, aber nicht wirklich Dickes. Aber vieles mit der "Wildlederseite" nach oben und unten. Ich hatte nur grob geschaut und sah erhebliche Verunreinigungen durch den Anrieb der "Wildlederseite", was ich als Ursache sah. Da ich mehrere Nähmaschinen besitze und ich eigentlich mit allen gerne nähe, habe ich einfach eine andere genommen.
Jetzt über Pfingsten hab ich mich der Reinigung der Veritas angenommen. Auch habe ich den kompletten Spulenkapselantrieb zerlegt! Das waren eher "Grabungen" als nur bißchen Reinigen, so verdreckt war alles! Danach alles zusammengebaut, aber sie näht nicht!!! Dann kam der Gedanke auf, daß ich vielleicht doch mit dem "Ledernähen" die Nähmaschine ruiniert habe!? Ich habe dann die komplette Technik freigelegt um zu schauen ob irgendwas übermäßiges Spiel hat oder Sonstiges. Aber es fand sich nichts und die Maschine lief auch ohne Auffälligkeiten.
Dann habe ich mir "den Haken" angeschaut - wohl "Greifer" genannt - der den Oberfaden bei unten stehender Nähnadel mitnimmt, ob dessen Abstand zur Nadel nicht zu groß ist. Tatschlich war es so, daß er eher die Nähnadel fast streifte als das dort messbares Spiel wäre.
Dann habe ich alle "Fäden eingespannt" und mir mittels langsamen Drehens von Hand angeschaut, was passiert. Dreht man nach "Nichtgreifens des Fadens" den Greifers wieder ein wenig vor dem Punkt des Greifens zurück, so kann es dann doch passieren, daß der Greifer den Faden mitnimmt und ein Stich wird erfolgreich getätigt: Das war die "Kernfrage": WARUM ?
Also galt zu überlegen, was anders ist! Es war so einfach, daß man nicht drauf kommt - es waren schlaflose Nächte für mich bis es "Klick" machte! Der Faden ist nicht mehr vor und hinter der Nadel nach oben gespannt, er ist ohne Spannung!
Dann habe ich zur Simulation der Fadenspannung vorm "Einstechen der Nähnadel" diese ein wenig weiter nach unten eingebaut und wenn der Greifer kurz vorm "Mitnehmen des Fadens" ist, wieder um gleiche Länge nach oben fixiert, so daß der Faden "entspannt" ist. Und siehe da, es läßt sich erfolgreich ein Stich tätigen. Dieses habe ich auch mehrfach reproduzieren können.
Damit näht aber immer noch nicht die Maschine.
Jetzt hatte ich begriffen, warum sie nicht näht: Weil der Faden, den die Nähnadel nach unten zieht erst dann entspannen kann, wenn die Nähnadel wieder nach oben geht, sie aber noch unten ist oder in der Bewegung nach unten ist!
Sowas nenne ich "Steuerzeiten", die nicht passen!
Wie aber die Nähnadel dazu bringen, daß sie ein bißchen früher da ist, wo sie jetzt zu spät ist!?
Das ist MECHANIK!
Und Mechanik ist reparabel und einstellbar! Tatsächlich ließ sich nichts an den Welle finden bezüglich des Einstellens und ich war wieder bei dem Gedanken, daß ich die Nähmaschine mit dem "Ledernähen" ruiniert habe und irgendwo doch eine Welle auf ihrem Sitz wegen "Überbeanspruchung" verdreht habe.
Da ich mir dieses nicht vorstellen konnte - wobei ich da noch nicht Überbeanspruchung und Einstellmöglichkeit unterschied - habe ich weiter gesucht und bin fündig geworden!
Die obere Welle treibt mittels Kurbeltrieb über ... die Hoch-/und Runterbewegung der Nähnadel an. Auf dem Kurbeltrieb ist ein Excenter zum Einstellen.
Tatsächlich habe ich durch das "Ledernähen" die Nähmaschine überbeansprucht und es hat sich auch eine Wellenverbindung ungewollt axial verschoben - die des Excenters.
Jetzt war Alles nur noch einfach: Den Excenter ein wenig in Drehrichtung der Welle verdrehen und schon ist die Nähnadel überall ein wenig früher als sie vorher zu spät war.
Grüsse.
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Re: Stichaussetzer, "Steuerzeiten" und Einstellen
Nennt man das nicht "Schlingenhub"....
Grüße Heinrich
Grüße Heinrich
Es ist nicht gut, wenn der Mensch alleine ist, mindestens eine Nähmaschine sollte er haben...
Re: Stichaussetzer, "Steuerzeiten" und Einstellen
Du hast also die beiden Schlitzschrauben gelöst und den Halter vom Nadelstangen-Pleuel etwas vorgestellt.
Sehe auf die Schnelle nicht, wie die Klemmung der Nadelstange ausgeführt ist.
Bist du dir absolut sicher, dass sich nicht auch die Nadelstange nach oben verschoben haben könnte...
Grüße Heinrich
Sehe auf die Schnelle nicht, wie die Klemmung der Nadelstange ausgeführt ist.
Bist du dir absolut sicher, dass sich nicht auch die Nadelstange nach oben verschoben haben könnte...
Grüße Heinrich
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Re: Stichaussetzer, "Steuerzeiten" und Einstellen
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Es ist nicht gut, wenn der Mensch alleine ist, mindestens eine Nähmaschine sollte er haben...
Re: Stichaussetzer, "Steuerzeiten" und Einstellen
Hallo rubberduck, ja, Schlingenhub und Timing, wie Heinrich schon schreibt, aber ich weiß aus eigener Erfahrung, wie man gelegentlich verzweifeln kann, den Fehler zu finden, vor allem, wenn es wirklich nur Fein-Tuning ist.
Von daher konnte ich deinen Erfahrungsbericht sehr gut nachvollziehen, ähnliches ist mir letztens bei einer Pfaff 138 passiert...
Von daher konnte ich deinen Erfahrungsbericht sehr gut nachvollziehen, ähnliches ist mir letztens bei einer Pfaff 138 passiert...
Слава Україні! Ukraine-Direkthilfe: https://prytulafoundation.org/en oder: Spenden per SMS an RTL Kinderhilfe - 10 €/SMS 44844 Stichwort: "Ukraine"
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rubberduck
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Re: Stichaussetzer, "Steuerzeiten" und Einstellen
Zitat Ärmel: " (...)
Bist du dir absolut sicher, dass sich nicht auch die Nadelstange nach oben verschoben haben könnte...
(...)
Hallo Heinrich,
da der Drehpunkt der Übertragungsstange jetzt näher am Mittelpunkt der drehenden Antriebswelle ist, wird sich der komplette Nadelhub ein wenig verkleinert haben.
Und sehr wahrscheinlich ist jetzt alles wieder nahezu so eingestellt, wie es war als sie noch nähte - also bevor sie nicht mehr nähte und ich diese Einstellung vorgenommen habe.
Grüsse.
Ich bin kein Nähmaschinentechnik-Experte - noch nicht mal Nähmaschinenmechaniker!
Ich bin aber "Technik-Fan"!
Bei Fehlern oder Fehlfunktionen erarbeite ich mir nötiges Wissen um dessen Ursache(n) zu finden, um dann gezielt zu ermitteln, was zu tun ist.
Im Fall der nicht nähenden Veritas wollte ich mein Wissen dessen durchgeführter Reparatur - was letztendlich nach Monaten der Suche nur eine einfache Einstellung war - nicht vorenthalten.
Bist du dir absolut sicher, dass sich nicht auch die Nadelstange nach oben verschoben haben könnte...
(...)
Hallo Heinrich,
da der Drehpunkt der Übertragungsstange jetzt näher am Mittelpunkt der drehenden Antriebswelle ist, wird sich der komplette Nadelhub ein wenig verkleinert haben.
Und sehr wahrscheinlich ist jetzt alles wieder nahezu so eingestellt, wie es war als sie noch nähte - also bevor sie nicht mehr nähte und ich diese Einstellung vorgenommen habe.
Grüsse.
Ich bin kein Nähmaschinentechnik-Experte - noch nicht mal Nähmaschinenmechaniker!
Ich bin aber "Technik-Fan"!
Bei Fehlern oder Fehlfunktionen erarbeite ich mir nötiges Wissen um dessen Ursache(n) zu finden, um dann gezielt zu ermitteln, was zu tun ist.
Im Fall der nicht nähenden Veritas wollte ich mein Wissen dessen durchgeführter Reparatur - was letztendlich nach Monaten der Suche nur eine einfache Einstellung war - nicht vorenthalten.
Re: Stichaussetzer, "Steuerzeiten" und Einstellen
Absolut lobenswert und daher vielen Dank dafür.von rubberduck » Mo 16. Jun 2025, 18:54
Im Fall der nicht nähenden Veritas wollte ich mein Wissen dessen durchgeführter Reparatur - was letztendlich nach Monaten der Suche nur eine einfache Einstellung war - nicht vorenthalten.
Fotos über die Vorgehensweise hätten den Beitrag noch getoppt.
Gerne freuen wir uns über weitere Projekte/Probleme die du angehst...
Nicht jede Nähmaschine ist ja wie die Veritas aufgebaut, bei der Pfaff 1221 z. B. ist anstelle des Hebels ein Exzenterbolzen.
Da der Hebel an der Veritas nicht gerade kurz ist, erscheint auch mir eine Verstellung durch die hohe Beanspruchung logisch.
Vorausgesetzt, die Nadelstange-Befestigung befindet sich noch exakt an der ihr zugedachten Position.
Auf den Hub dürfte die geringe Verstellung kaum Auswirkung haben.
Es sei noch erwähnt, dass Stichaussetzer auch auf einen verstellten Greifer zurückzuführen sein können.
Grüße Heinrich
Hier als Beispiel der Exzenterbolzen der Pfaff 1221, dieser wird sich aufgrund des geringen Hubs eher nicht verstellen, zumal der Bolzen mit zwei Schrauben gesichert ist: Dafür ist die Nadelstange verstellbar ausgeführt:
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Es ist nicht gut, wenn der Mensch alleine ist, mindestens eine Nähmaschine sollte er haben...
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rubberduck
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Re: Stichaussetzer, "Steuerzeiten" und Einstellen
Hallo Ärmel,Ärmel hat geschrieben: ↑Di 10. Jun 2025, 20:48 Du hast also die beiden Schlitzschrauben gelöst und den Halter vom Nadelstangen-Pleuel etwas vorgestellt.
Sehe auf die Schnelle nicht, wie die Klemmung der Nadelstange ausgeführt ist.
Bist du dir absolut sicher, dass sich nicht auch die Nadelstange nach oben verschoben haben könnte...
Grüße Heinrich
IMG_20250610_222611.jpg
IMG_20250610_223023.jpg
ich habe mir deine Bilder angeschaut um daran mittels Änderungen (Pfeilen und Co) zu zeigen, wo ich tätig geworden bin.
Du hast aber schon die "Neuere" (grün) und mit Sonderstichen.
Ich habe "die alte Variante" vor 1960. Und - nach meinem Ermessen ist es eine der schönsten Nähmaschinen, die ich kenne.
Alleine schon deren Zweifarbenlackierung - grau und blau - ausgeführt in "Hammerschlag" sind schon die absolute Geilheit.
Schaut man sich die "Veritas" Aufschrift an, so erscheint sie erstmal als rot. Schaut man sie sich genauer an, so wird das rot zum Inneren der Buchstabenelemente immer dunkler bis hin zu fast schwarz.
Aber das ist immer noch nicht das Tollste an der Aufschrift: Jeder Kontur der Buchstaben wurde mit einem Strich in orange/gelb umrandet.
So was war damals garantiert ein Novum, wo die Nähmaschinen einfach nur schwarz waren!
Grüsse
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rubberduck
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Re: Stichaussetzer, "Steuerzeiten" und Einstellen
Du hast keine ausreichende Berechtigung, um die Dateianhänge dieses Beitrags anzusehen.
Re: Stichaussetzer, "Steuerzeiten" und Einstellen
Nach dieser Veritas hatte ich auch mal Ausschau gehalten, allerdings nach der Version mit Automatik und als Koffernähmaschine.
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