Frister & Rossmann Modell D

Historische Nähmaschinen vergangener Zeiten ohne eigenes Unterforum.
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emmi
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Frister & Rossmann Modell D

Beitrag von emmi »

Heute stelle ich Euch eine Frister & Rossmann D vor. Auf der Plakette steht sowohl Manufactured in Germany Frister & Rossmann als auch der Händlerhinweis auf O. Quitmann in London. Ich habe die Maschine schon im Forum Gritzner unter dem Thema Gritzner "D" gezeigt. Dort ging es um die Abgrenzung von Frister & Rossmann- und Gritzner-Maschinen. Gritzner übernahm Frister & Rossmann im Jahr 1925. Frister & Rossmann hatte immer beste Handelsbeziehungen (unterbrochen im 1. Weltkrieg) nach England gehabt. Peter Wilhelm schreibt, Gritzner habe diesen Handelsweg jahrelang weiterbedient. Da stellt sich natürlich die Frage, was für Maschinen alsdann nach England geliefert wurden: Gritzner- oder Frister & Rossmann-Modelle? Inzwischen bin ich überzeugt, dass die Maschine, die ich Euch hier zeige, wirklich eine Frister & Rossmann ist. Aber bei neuen Informationen bin ich leicht umzustimmen.

Also: Es ist nicht meine Maschine. Sie befindet sich bei mir zur Reinigung und zum Einnähen. Die Maschine ist jetzt fertig und darf heimkehren nach Süddeutschland.

Über das Saubermachen und Ölen will ich nicht viel schreiben. Interessanter ist: Die Maschine ist ein Anachronismus. Ich kannte solche Maschinen gar nicht, bis ich diese Frister & Rossmann D kennenlernte. Nie gehört oder gesehen. Ich kannte die eckigen Langschiffmaschinen der Anfangszeit mit eckigen Nadel- und Füßchenstangen, Schwingschiffmaschinen sowie die sich immer weiterentwickelnden Greifermaschinen des 19./20. Jahrhunderts. Was ich nicht kannte, sind Langschiffmaschinen im modernisierten Gewand: Abgerundete Nähmaschinenkörper, runde Nadel- und Füßchenstangen und Langschiffchen, die aussehen wie Schwingschiffchen. Solche Maschinen sind die Frister & Rossmann D und (im anderen Thema) die Gritzner "D". ravemachine hat noch viele andere D-Modelle anderer Hersteller aufgezählt. Auf die Dauer überzeugten die D-Modelle nicht. Die Schwingschiffmaschinen hatten ihnen den Rang abgelaufen. Sie verschwanden vom Markt. Heutzutage sind sie äußerst selten.

Alex Askaroff schreibt in seinem Buch " The History Of Frister & Rossmann Sewing Machines" über die Frister & Rossmann D:

"...Hier ist ein Knüller. Das Frister & Rossmann Modell D um 1925. Ich besitze die Maschine nicht (ich wünschte, sie wäre meine), sondern hatte sie vor ein paar Jahren hier für eine Reparatur.
Das F&R-Modell D kam erst spät nach dem Ersten Weltkrieg auf den [britischen] Markt und nähte immer noch mit dem veralteten Langschiffchen. Sämtliche Hinweise „Made in Germany“ wurden entfernt. Das F&R-Modell D ist eine der seltensten frühen F&R-Maschinen. Quitmann war so klug, das Schiffchen als „modernes Zylinder-Schiffchen“ zu bewerben, um die Kunden darüber hinwegzutäuschen, dass es sich nur um ein optisch verändertes Langschiffchen handelte. Tatsächlich hatte sich das Langschiffchen in 40 Jahren kaum verändert.
Auktions- und eBay-Preise divergieren. Wenn Sie also ein frühes Modell sehen, greifen Sie zu, solange es geht. Vergessen Sie nicht, dass alle Maschinen mit der Aufschrift „Made in Berlin“ (meines Wissens) aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg stammen. Ich bezweifle, dass sie ihren Neupreis wieder erreichen werden (mindestens £ 1300 nach heutigen Wertverhältnissen).
Denken Sie noch an eine letzte Sache! Nichts hält so lange wie Qualität! Die Technik der frühen Maschinen von Frister & Rossmann war einfach unschlagbar.
Wenn Sie eine schöne frühe Frister & Rossmann finden, wird sie Ihnen ein Leben lang Nähfreude machen, Sie glücklich aussehen lassen und nur steigen im Wert..."


Anbei ein Bild von der fertigen Maschine. Natürlich zeige ich noch ein paar Bilder aus der Zeit davor.

Grüße
emmi
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Ramses
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Re: Frister & Rossmann Modell D

Beitrag von Ramses »

emmi hat geschrieben: Do 10. Okt 2024, 18:40 Die Schwingschiffmaschinen hatten ihnen den Rang abgelaufen. Sie verschwanden vom Markt. Heutzutage sind sie äußerst selten.
Wilhelm Renters schreibt über Langschiffchen Nähmaschinen in seinem Buch "Die Nähmaschine in Schule und Haushalt":
Die Herstellung dieses Maschinenystems ist aber seiner geringen Nähleistung wegen inzwischen von allen maßgeblichen Nähmaschinenfabriken eingestellt worden. Das Langschiff-System hat sich also überlebt.
Später im Buch hat er prinzipiell das gleiche über Bogenschiff-Nähmaschinen geschrieben, aber zur Zeit der Herausgabe seines Buches war das wohl noch nicht ganz so akut.

Ähnlich wie heute Windows 10... wink


Alles Gute!

Ramses.
emmi
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Re: Frister & Rossmann Modell D

Beitrag von emmi »

Ja, ich kann mich erinnern, wie ich anfangs las und die Schwingschiffmaschinen in Technikbüchern verrissen wurden: Verschleißträchtig durch das ewige Hin und Her und den Tempostopp am Wendepunkt. Billig und primitiv. Ich glaubte das sofort und musste erst lernen, dass die Schwingschiffmaschinen auch ihre Stärke haben und mal sehr modern waren. Hier haben wir es damit zu tun, dass die Langschiffmaschinen quasi als Schwingschiffmaschinen ausgegeben wurden. Eigentlich ist das alles zum Lachen, so im Nachhinein.

Grüße
emmi
Ramses
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Re: Frister & Rossmann Modell D

Beitrag von Ramses »

Hallo,

ich bitte um Entschuldigung, falls mein Beitrag etwas offtopic gewesen sein sollte.
Ich finde aber, daß es nützlich ist zu verstehen, warum bestimmte Techniken nicht weitergebaut wurden.
Es lesen ja auch nicht nur alte Hasen mit, denen das alles bekannt ist.

Ich hatte bislang noch keine Langschiffchen Maschine, stand aber schon einman vor zweien. Die eine war total fest, das war, als ich meine Naumann Klasse 65 abgeholt habe, die andere war nicht vollständig, da habe ich eine Spule und ein Füßchen von geerbt.
Ich denke aber, daß Schwingschiffchen die technisch bessere Konstruktion sind. Es ist "eleganter" das Schiffchen aus einer Kreis(segment)bewegung heraus anzutreiben, als in einer linearen Bewegung.

Im Vergleich zu Nähmaschinen heute war die Herstellung eines Schwingschiffchengehäuses aber sicher aufwendiger, die Schiffchenbahn musste einen Feinschliff erfahren, wenn dabei etwas schiefging, war der Köper Ausschuss!


Alles Gute

Ramses
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Fietsenfahrer
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Re: Frister & Rossmann Modell D

Beitrag von Fietsenfahrer »

Eigentlich müssten wir uns mal treffen und einige (vielleicht seltenere Maschinen) nebeneinander stellen um sie direkt zu vergleichen. Wäre sicher interessant, mal die Unterschiede oder Gemeinsamkeiten der 1:1 zu erkunden.
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Delilah-Rose
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Re: Frister & Rossmann Modell D

Beitrag von Delilah-Rose »

Hallo an Alle, ich finde eure Beiträge sehr interessant, ich gehöre nämlich zu denen, die davon überhaupt keine Ahnung haben. Ich kenne nur eine Nähmaschine, die ich habe mit einem Shuttle Gehäuse, es müsste eine Singer 28 K sein und bisher weiß ich nicht mal, ob es verschiedene Arten von diesem System gibt. Diese Singer müsste dann eine Schwingschiff sein?
emmi
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Re: Frister & Rossmann Modell D

Beitrag von emmi »

Ja, eine Schwingschiffmaschine. Du erkennst Schwingschiffmaschinen immer sofort an dem breiten Band aus zwei Schiebeplatten quer über die Grundplatte.

smile
emmi
emmi
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Re: Frister & Rossmann Modell D

Beitrag von emmi »

Heute kommen die versprochenen Bilder aus der Zeit vor Fertigstellung der Maschine sowie ein Bild von der abschließenden Nähprobe.

Erwähnenswert ist das Schiffchen. Wie Alex Askaroff schreibt, ist es ein "Modern Cylinder Shuttle". Im Prinzip ein Langschiffchen, aber so "chic" und zukunftsweisend wie ein Schwingschiffchen.

Das Reinigen der Maschine brachte keine Überraschungen.

Ein wirklicher Stressfaktor war der Oberfadenspannungsregler samt Fadenanzugsfeder. Frohgemut hatte ich alles abgebaut, konnte es aber nicht sinnvoll wieder zusammenbauen. inch, unendlich geduldig und verständnisvoll, brachte mich in stundenlanger Telefonsitzung auf den richtigen Weg. Am nächsten Tag schaute ich mir im englischen eBay und bei Etsy alle auf der Frontseite angebrachten Fadenanzugsfedern an Frister & Rossmann-Maschinen an. Dann hatte ich genug Mut, auf die äußerste Windung der Fadenanzugsfeder zu verzichten (sie hatte eine größere Rundung als alle anderen Windungen) und sie geradezubiegen. Dann, mit noch mehr Mut, fügte ich dem geraden Draht an wohlausgesuchter Stelle einen senkrechten Knick zu. Das Endstück der Feder liegt nun bis kurz vor dem Knick auf einem kleinen Steg und führt dann abwärts. So entsteht mehr Raum zwischen der Fadenöse der Feder und dem Öhr im Fadengeber weiter oben. Leicht federnd wird der Faden gegeben und wieder angezogen. Ihr seht das auf dem obigen Bild (Beitrag vom 10. Oktober). Ich zeige es hier noch genauer. Alles sitzt richtig, die Maschine näht gut.

Auf manchen Bildern im Netz hatte ich gesehen, dass der Oberfadenweg auch über den eigenartigen "Dorn" aus der Nähmaschinenfront (direkt über dem Oberfadenspannungsregler) führt. Bei der Maschine hier hat sich das nicht bewährt. Ich musste diesen Schritt auslassen, ansonsten sich viel zu viel Oberfadenspannung aufgebaut hätte. Mir liegt eine Gebrauchsanleitung vor, nach der der Fadenweg tatsächlich über den Dorn führt. Guten Gewissens weiche ich davon ab, denn die Gebrauchsanleitung zeigt eine ganz andere Fadenanzugsfeder. Schaut selbst auf dem Foto nach. Kein Steg da, auf dem die Feder liegen muss... Vermutlich eine Neuerung. Die Gebrauchsanleitung zeigt noch mehr Neuerungen, z.B. eine Auslösescheibe am Handrad. Demgegenüber hat die hiesige Maschine nur ein Hebelchen zwischen zwei Speichen des Handrads, das man zum Spulen herausklappen soll. Also, liebe Nähmaschineneigentümerin in Süddeutschland, die Du das hier vielleicht liest, nimm die Gebrauchsanleitung, die ich mitliefern werde, und den Fadenweg über den Dorn nicht so ernst!

Nun war die Nähprobe angesagt. Es klappte ganz ordentlich, abgesehen von dem "alten Lied": Die alten Maschinen sind mehr auf kleine und kleinste Stiche ausgerichtet, während wir heute lieber größere Stiche verwenden. Warum das so ist, das wäre ein neues, sehr interessantes Thema.

smile
emmi
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