3d-Druck....eine kleine Hilfe.

3D-Drucker und das Arbeiten mit ihnen, Software, STL-Dateien, Beispiele und Anwendungen.
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Manni750
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3d-Druck....eine kleine Hilfe.

Beitrag von Manni750 »

3d-Druck oder Additive Fertigungsverfahren. Ich versuche da Mal etwas Licht ins Dunkel zu bringen.
1. Was ist 3d-Druck
2. Welche verschiedenen Fertigungsverfahren gibt es
3. Wofür wird er verwendet und wofür ist das Verfahren nicht verwendbar
4. Eigene Teile erstellen aber wie?
5. Der Drucker, was für einen Drucker benötige ich

1. Was ist 3-d Druck
Ein Verfahren, bei dem Material Schicht für Schicht aufgetragen wird, ähnlich wie beim Bäcker mit der Spritztüte, um ein dreidimensionales Objekt zu erzeugen. Sogenanntes FDM-Verfahren. Hier wird Kunststoff (Filament ) in einer heißen Spitze durch eine Düse im definiertem Maße gepresst. Das Teil mit der Heizung und der Düse wird auch Hotend genannt das Ganze dann Extruder. Im gängigsten Fall wird dieser Extruder in den 3 Achsen des Koordinatensystems bewegt. (X Y Z = links rechts, vor zurück und Z in der Höhe rauf oder runter dann entsprechend der Vorzeichen + oder -)

2. Welche Fertigungsverfahren gibt es
Das oben genannte FDM-Verfahren mit dem Filament als Schnur welches geschmolzen durch eine Düse gepresst wird.

SLA Verfahren das Stereolithographie. Hier wird mit Epoxidharz und UV Laser gearbeitet. Sehr genaue Teile werden hiermit gefertigt. Leider habe ich damit wenig Erfahrung da für mich Chemie, zu Hause nicht in Frage kommt.

SLS Verfahren, hier wird PA Pulver durch einen koordinierten Laserstrahl gesintert (gebacken). Hiermit kann man sehr komplexe Teile fertigen. Dieses Verfahren wird häufig in der Industrie verwendet.

DMLS das Metall Laser Sintern. Brauch ich hier nicht zu erwähnen da sich so etwas niemand zu Hause hinstellt.

3. Ich für meinen Fall verwende den FDM 3d-Drucker um Gimmicks für mich oder die Enkel zu erstellen, Halter für Werkzeuge in der Werkstatt, Teile für den Camper Ausbau, leichte Ersatzteile wie Schalterknopf usw. oder für die Erstellung eines Prototyps um eine Passgenauigkeit zu erproben. Die Festigkeit ist leider bei diesem Verfahren nicht sehr hoch und es ist nicht für Gleit, Reib und hohe Haltefestigkeiten zu verwenden. Aber Mal eine Spulenstange drucken, einen Ein/Ausschalter für eine Pfaff 1222 oder sonstige abgebrochenen Teile welche nicht viel halten müssen.

Beim SLS ist das schon anders. Hohe Festigkeit, Genauigkeit, aber dafür leider teuer für eine Spielerei. SLA habe ich keine Erfahrungswerte ist aber sehr genau.

4. Wie ein Teil drucken.
Um überhaupt ein Teil (egal in welchem Verfahren) drucken zu können, muss es in einer 3d-Zeichnung erstellt werden, also Dreidimensional. Auch hier wieder das Koordinatensystem mit den einzelnen Ebenen X Y Z.
Um ein Teil dreidimensional zu zeichnen gibt es ein sehr gutes und kostenloses Programm https://www.freecad.org/index.php?lang=de
Hier gibt es eine richtig gute Community welche einem Anfänger gerne hilft. Es ist sehr gut beschrieben und man kann auch über Youtube sehr viel ansehen und auch gleich selbst ausprobieren. Ich verwende ein wesentlich komplexeres CAD-Programm.
Ist dann eine Zeichnung erstellt benötigen wir noch ein, welches die Zeichnung in eine Maschinensprache übersetzt. Dem sogenannten G-Code! Da ich aus der alten Schule komme habe ich noch gelernt CNC-Maschinen händisch zu Programmieren. Das bedeutet jeden Fahrbefehl im G-Code einzeln zu programmieren. Heute macht das die Software. Hier gibt es auch recht gute kostenlose Angebote. Zum Beispiel der Prusa Slicer https://help.prusa3d.com/de/article/dow ... licer_2220 oder den UltiMaker von Cura https://ultimaker.com/de/software/ultimaker-cura/
In diesen Programmen wird die Zeichnung in die Maschinensprache übersetzt und per SD-Karte zum Drucker übertragen. Schon geht es los. 😊

5. Welchen Drucker soll ich nehmen

Hier wird es jetzt schwierig. Der eine von dem begeistert der andere von dem……usw.
Ich habe mir vor längerer Zeit 2 Stück von Anycubic den Mega S gekauft. Sehr robust, günstig, problemlos einzurichten, etwas laut aber er steht ja nicht neben dem Bett. Ich finde der Mega S ein Drucker für einen Anfänger der lange etwas davon hat.

Des Weiteren einen A10T von GEEEtech mit 3 Farben. Kein Spielzeug eher ein Teil zum Verzweifeln. Nicht zu empfehlen und dann steht noch ein Anet A8. Mein erster Drucker.
Empfehlen würde ich einen gebrauchten Anycubic zu kaufen um zu starten. Eine Option ist auch in der Bucht eine Retoure zu kaufen. Da fehlt normaler Weise nichts und sind mit Garantie und günstiger.

Grüße
Manni
Sammeln ist eine Krankheit ohne Aussicht auf Heilung, eine zunächst verborgene Krankheit, die später ununterbrochen mit heftigen, beinahe fieberhaften Anfällen fortschreitet. wiir4
Lamberto Vitali
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Manni750
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Re: 3d-Druck....eine kleine Hilfe.

Beitrag von Manni750 »

Bild
z.B. ein Halter für Bohrer oder so

Bild
Halter für einen Akkuschrauber. Unter dem Tisch zu verschrauben

Bild
Hotend ausgebaut

Bild
zu sehen die feine Düse. Durchmesser 0,4mm (Standard) hierdurch wird das Filament gepresst.

Bild
Extruder komplett. Vorne der Kühler für das gedruckte Filament und rechts der Lüfter um das Hotend oben zu kühlen um ein verschmelzen des Filaments vor der Düse zu vermeiden. Der Vorschub sitzt nicht auf dem Kopf sondern ist an anderer Stelle
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Lamberto Vitali
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Manni750
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Re: 3d-Druck....eine kleine Hilfe.

Beitrag von Manni750 »

so sieht das im Prusa Slicer aus.

Bild

Adlerette 420 Stichstellergabel

so wie abgebildet wird gedruckt.

Im übrigen ist ein Prusa MK4s ein sehr schneller und guter Drucker. Jedoch sind mir im Moment über 800 Flocken zu viel für den Spaß. Da gibt es einen Anycubic Kobra 3 für um die 250 Flocken.
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inch
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Re: 3d-Druck....eine kleine Hilfe.

Beitrag von inch »

Hallo Manni, danke für deine Informationen und Einschätzungen. Als nächstes werde ich mir den Mega S mal näher anschauen.
Слава Україні! Ukraine-Direkthilfe: https://prytulafoundation.org/en oder: Spenden per SMS an RTL Kinderhilfe - 10 €/SMS 44844 Stichwort: "Ukraine"
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Delilah-Rose
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Re: 3d-Druck....eine kleine Hilfe.

Beitrag von Delilah-Rose »

Lieber Manni, ich bedanke mich ganz herzlich für deinen ausführlichen und beeindruckenden Bericht, jetzt habe ich endlich mal etwas über die dahinterstehende Technik gelernt, ich finde es mega interessant, Die Stichstellergabel für die Adlerette, könnte man die wirklich benutzen und würde das halten? Könnte man dann auch mit den Druckern, die strapazierfähig drucken können oder Metall dann auch defekte Zahnräder für Nähmaschinen herstellen, für die es keine Ersatzteile mehr gibt - du merkst, ich drifte gerade ins Land der Träume und stelle mir vor, man kann alle alten Nähmaschinen reparieren smile
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Manni750
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Re: 3d-Druck....eine kleine Hilfe.

Beitrag von Manni750 »

inch hat geschrieben: Di 11. Mär 2025, 19:21 Hallo Manni, danke für deine Informationen und Einschätzungen. Als nächstes werde ich mir den Mega S mal näher anschauen.
Er ist nicht der schnellste Drucker mit seinen 100mm/s aber wie geschrieben, robust.
Auf Arbeit stehen 4 Prusa MK3 und ein MK4 die rund um die Uhr laufen für Prototypen. Wenn ich daran denke mach ich Mal Bilder von Teilen die auf solch einer Größe Drucker zu machen sind. Bauraum gleich wie der Anycubic.
Wenn die Prototypen passen geht der Auftrag zum SLS sintern.
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Re: 3d-Druck....eine kleine Hilfe.

Beitrag von Manni750 »

Delilah-Rose hat geschrieben: Di 11. Mär 2025, 19:23 Lieber Manni, ich bedanke mich ganz herzlich für deinen ausführlichen und beeindruckenden Bericht, jetzt habe ich endlich mal etwas über die dahinterstehende Technik gelernt, ich finde es mega interessant, Die Stichstellergabel für die Adlerette, könnte man die wirklich benutzen und würde das halten? Könnte man dann auch mit den Druckern, die strapazierfähig drucken können oder Metall dann auch defekte Zahnräder für Nähmaschinen herstellen, für die es keine Ersatzteile mehr gibt - du merkst, ich drifte gerade ins Land der Träume und stelle mir vor, man kann alle alten Nähmaschinen reparieren smile
Es ist natürlich auch abhängig wie viel Material im Inneren des Teiles sein soll. Standard wird mit 15% Inlfil gedruckt. Das bedeutet das eine Art Wabe im inneren des Teiles die Stützlast bzw. Form aufnimmt. Je mehr Infil um so stabiler wird das Teil. Die Stichstellergabel funktioniert mit 75% Infil. Zahnräder? Naja, theoretisch schon aber auch hier muss man probieren und vor allem erst einmal zeichnen rolleyes .
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Re: 3d-Druck....eine kleine Hilfe.

Beitrag von Manni750 »

Delilah-Rose hat geschrieben: Di 11. Mär 2025, 19:23 Lieber Manni, ich bedanke mich ganz herzlich für deinen ausführlichen und beeindruckenden Bericht, jetzt habe ich endlich mal etwas über die dahinterstehende Technik gelernt, ich finde es mega interessant, Die Stichstellergabel für die Adlerette, könnte man die wirklich benutzen und würde das halten? Könnte man dann auch mit den Druckern, die strapazierfähig drucken können oder Metall dann auch defekte Zahnräder für Nähmaschinen herstellen, für die es keine Ersatzteile mehr gibt - du merkst, ich drifte gerade ins Land der Träume und stelle mir vor, man kann alle alten Nähmaschinen reparieren smile
Um es Mal ganz grob zu umschreiben wegen der Stabilität eines gedruckten Teiles. Es wäre vergleichbar wenn Du einen Faden immer im Kreis auf den nächsten Faden kleben würdest aber dabei nicht zusammendrückst. Irgendwann hast Du eine runde Form welche aber nicht so stabil ist wie ein Rohr. biggrin
Hoffe ich konnte Dir die Stabilität etwas veranschaulichen. mx65
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Delilah-Rose
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Re: 3d-Druck....eine kleine Hilfe.

Beitrag von Delilah-Rose »

Danke für die Infos, dann gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass man irgendwann alle Oldies wieder zum Nähen bringen kann smile
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A.S.M.R.
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Re: 3d-Druck....eine kleine Hilfe.

Beitrag von A.S.M.R. »

Sehr informativ, danke!
Ein technisch sehr versierter Freund von mir- Ingeneur- brachte sein selbst gedrucktes, kleines Modell eines Schiffes mit, das eigentlich recht formstabil und druckbelastbar war. Ich könnte mir gut vorstellen, dieses Verfahren auch für die Herstellung von Zierstichscheiben zu verwenden, falls diese ganz leicht flexibel sein dürfen. Leider hatte ich solche, noch nie in Händen, meine Singer Zigzack, kommt ja noch ohne diese aus, was beim späteren Modell sich dann änderte. Was die Farbauswahl betrifft, so soll da einiges möglich sein, die Kosten seien auch überschaubar, wenn kleinere Teile gedruckt werden sollen, meinte er.
Singer 216G, Jax 'Grasshopper', Jax C. Columbus, Dürkopp Schwingschiff, Mundlos Handkurbel NM, Stoewer mit Handcrank, Seidel& Naumann Fiddlebase, Winselmann LS, New Shuttle(Moravia) LS, Rast&Gasser, Clemens Müller LS.
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