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Reißverschlüsse und Briefecken (Anknüpfung an Seidel&Naumann Klasse 9)
Verfasst: Di 19. Nov 2024, 11:26
von emmi
Die Seidel&Naumann Klasse 9, über die ich berichtete, ist noch nicht einsatzfähig. Sie besitzt immer noch keinen Antrieb (Motor oder Kurbel). Für deren ehemaligen Tisch mit Untergestell muss eine andere Maschine den versprochenen Tischläufer nähen. Da der Tisch nicht mehr in einer Werkstatt steht, sondern als Beistelltisch in einem Wohnzimmer, sollen noch Sofakissenbezüge dazukommen. Der Stoff ist zum Teil schon gekauft. Meine Nachricht ist nur ein Startschuss. Es geht weiter.
emmi
Re: Reißverschlüsse und Briefecken (Anknüpfung an Seidel&Naumann Klasse 9)
Verfasst: Fr 6. Dez 2024, 17:00
von emmi
Ich berichtete ja schon, dass meine Nichte mir eine S&N Klasse 9 überließ und den Tisch aus den 1930er Jahren selbst behielt. Für diesen Tisch will ich ihr einen Tischläufer nähen. Schnell erhielt ich alle relevanten Maße. Es war die Rede von der Farbe rot, einem roten Sofa und rot-bunten Sofakissen, mit denen leider nicht mehr viel los sei. Also auch noch Sofakissenbezüge, passend zum Sofa und zum Tischläufer!
Ich suchte verschiedene Stoffe aus und übersandte Fotos. Die Nichte entschied sich für den Stoff auf dem angehängten Bild. Gobelin, bunt, geometrisch, 60 % Polyester und 40 % Baumwolle, dicht und ziemlich fest. Ich kaufte den Stoff und wusch ihn vor. Er hat das gut vertragen und das Einlaufen ist "durch".
Aufkommende Bedenken: Wären zwei Sofakissen und ein Tischläufer aus diesem Stoff nebst einem roten Sofa nicht zuviel des Guten? Ja, Tischläufer lieber sandfarben, mit Einfassung rundherum aus dem rot-bunten Gobelin.
Die Sofakissen hatte ich mir 40 cm x 40 cm groß vorgestellt und gleich versprochen, dass ich den neuen Bezügen Stehsäume nähen würde, das sei "wertiger". Tatsächlich sind die Kissen 60 cm x 40 cm groß. Also kaufte ich schon einmal 60 cm lange Reißverschlüsse (verschiedenfarbig, damit die Nichte die Kissen auseinanderhalten kann). Sehen Stehsäume auch bei länglichen Kissen gut aus? Die Verkäuferin war der Meinung, ja, sogar bei großen Lederkissen mache man das manchmal, aber sie selbst würde den Stehsaum an der Reißverschluss-Seite (der langen Unterseite) weglassen, weil das Kissen auf dieser Seite stehe und ein Stehsaum dort nicht zur Geltung komme.
Es mag vier oder fünf Jahre zurückliegen, da nähte ich mal quadratische Sofakissen mit "unsichtbaren" Reißverschlüssen. Ich richtete mich komplett nach einer YouTube-Anleitung und das Ergebnis sah ordentlich aus. Diese oder eine ähnliche Anleitung finde ich nicht wieder. Noch schlimmer: Heutzutage heißt es "verdeckter" Reißverschluss und die Anleitungen beziehen sich auf eine Reißverschluss-Fortentwicklung: Endlos, wird selbst zugeschnitten, die Krampen liegen nach innen und der Schieber (Zipper) muss (auch innen) selbst aufgefädelt werden. Das alles gefällt mir nicht; außerdem habe ich ja schon zwei klassische Reißverschlüsse hier liegen. Beim Aufräumen fand ich ein altes Küchenkissen mit "unsichtbarem" Reißverschluss. Notfalls nehme ich das als Vorlage für die Reißverschlussnähte. Auf dem Bild ist der Reißverschluss überhaupt nicht unsichtbar, denn ich habe in den versteckenden Saumüberstand (ganz unten) so hineinfotografiert, dass Ihr den Reißverschluss seht. Und Ihr könnt Euch vorstellen, dass Ihr ihn unter dem Überstand nicht seht!
Viele Fragen, lauter Bedenken! Keine Eile, es geht nicht um ein Weihnachtsprojekt. Ich bin sehr gespannt auf Eure Meinungen.
Grüße
emmi
Re: Reißverschlüsse und Briefecken (Anknüpfung an Seidel&Naumann Klasse 9)
Verfasst: Mo 30. Dez 2024, 17:17
von emmi
Keine guten Nachrichten aus dieser Ecke!
Ich fand zwar die Anleitung zum Einnähen von unsichtbaren Reißverschlüssen wieder, die mir vor ein paar Jahren so geholfen hatte, und zwar bei meinen eigenen "Lesezeichen" auf dem Laptop.
https://www.sandalu.de/nahtverdeckten-r ... einnaehen/
Aber ab jetzt passierte nur noch Murks.
Ich musste erkennen, dass 60 cm-Reißverschlüsse für 60 cm lange Kissen
zu lang sind, und versuchte es trotzdem. (Man benötigt einen Reißverschluss, der mindestens 2 cm länger ist, als die Öffnung, die er später abdecken soll. Die Betonung liegt auf "Öffnung". In ihr wird der Reißverschluss befestigt. "Auf der ganzen Länge" funktioniert nicht, was ich zu gegebener Zeit noch zeigen werde.)
Dann verschnitt ich mich beim Zuschneiden des Stoffs (wie konnte DAS passieren, es war doch alles durchdacht und abgemessen?). Ein Kissenbezug immerhin sollte jetzt fertig werden, für den zweiten wollte ich Stoff nachkaufen.
Der eingenähte Reißverschluss entpuppte sich als deutlich sichtbar. Das, obwohl es mir doch genau auf die tricky Unsichtbarkeit angekommen war!
Zudem zeigte sich, dass die unteren Ecken des Bezugs sich nicht exakt ausformen ließen (die an den Reißverschlussenden). Plump, dick knubbelig, unförmig waren die Ecken, ganz und gar unmöglich.
Und gleichzeitig dämmerte mir, dass der Gobelin-Stoff zu hart, zu rau, zu ungemütlich für Kissenbezüge sein könnte.
Die Entscheidung fiel kurz und schmerzlos: Schluss! Hier wird keine Zeit und Mühe mehr investiert. Ich muss erst einmal weicheren Stoff und kürzere Reißverschlüsse kaufen.
emmi
Re: Reißverschlüsse und Briefecken (Anknüpfung an Seidel&Naumann Klasse 9)
Verfasst: Mo 30. Dez 2024, 18:25
von Jonas2404
Hallo Emmi,
in meiner Kindheit waren Sofakissen mit sehr festen Hüllen angesagt. (die waren nicht zum einkuscheln, sondern nur zum angucken). Etliche hatten den verdeckten Reißverschluss mittig auf der Rückseite anstatt unten ( Anfang/Ende jeweils 2-3 cm vom rechten/linken Rand entfernt). Vielleicht um die von dir beschriebenen Knubbel zu vermeiden.
Da ich mit Reißverschlüssen etwas auf Kriegsfuß stehe, wurden bisher Kissen immer nur mit Hotelverschluss genäht.
Bei der Kosmetiktasche konnte ich mich nicht mehr vor den Reißverschlüssen drücken. In der Videoanleitung wurde für die Innentasche der Reißverschluss zuerst eingenäht und erst danach die Seitennähte geschlossen. Das war sehr einfach. vgl. ab 11:26 in folgendem Video
https://www.youtube.com/watch?v=1kFk2Ei49Iw
Gestern bin ich über folgendes Video zum Thema verdeckter Reißverschluss gestolpert.
https://www.youtube.com/watch?v=AGK2RhQ5nwU
NACHTRAG: der im Video gezeigte Trick geht sehr schnell, aber wenn man nicht höllisch aufpasst sind die Nähte nicht symmetrisch und die rechte Seite ist nicht schön
In meinem Fundus sind u.a. auch noch ein paar festere Stoffreste. Ich probiere das mal morgen oder übermorgen aus und teile dann meine Testergebnisse mit euch.
Viele Grüße
Re: Reißverschlüsse und Briefecken (Anknüpfung an Seidel&Naumann Klasse 9)
Verfasst: Mo 30. Dez 2024, 21:19
von Delilah-Rose
Oh je, Emmi das tut mir leid, ich weiß wie sehr ich mich ärgere, wenn etwas so gründlich in die Hose geht

Ist mir vor Weihnachten passiert, ich wollte noch etwas nachschneiden und habe eine Ecke des bereits fertigen Teils mit dem Rollschneider eliminiert...
Aber mal ein Tip von mir und ich nähe sehr viele Reissverschlüsse ein. Ich arbeite nur mit Endlosreißverschluss und wenn er nicht sichtbar sein soll, nähe ich einen schmalen Streifen doppelt an die vordere Stoffseite, das verdeckt dann den Reißverschluss
Re: Reißverschlüsse und Briefecken (Anknüpfung an Seidel&Naumann Klasse 9)
Verfasst: Di 31. Dez 2024, 09:42
von emmi
Danke, Jonas2404 und Delilah-Rose, für den Zuspruch und die Tipps. Es geht nach kleiner Denkpause auf jeden Fall weiter im Thema.
emmi
Re: Reißverschlüsse und Briefecken (Anknüpfung an Seidel&Naumann Klasse 9)
Verfasst: Di 31. Dez 2024, 19:03
von Ramses
emmi hat geschrieben: ↑Di 19. Nov 2024, 11:26
Für deren ehemaligen Tisch mit Untergestell muss eine andere Maschine den versprochenen Tischläufer nähen. Da der Tisch nicht mehr in einer Werkstatt steht, sondern als Beistelltisch in einem Wohnzimmer, sollen noch Sofakissenbezüge dazukommen.
Sind Tisch und Maschine auf Dauer getrennt?
Ich frage, weil man dieses Modell nicht ohne Tisch oder Kasten betreiben kann/sollte, weil die Mechanik unten anstößt.
So schön wie eine Klasse 14, welche mit "Füßen" im Guss versehen ist (eigentlich nur eine Notlösung bei der Wartung!), ist das nicht1
Meine Klasse 8, die eine "Generation" älter ist, steht sogar ganz schief.
Ich besitze seit kurzer Zeit eine Klasse 9, welche vom Bauzeitraum Deiner entspricht. Von der Seriennummer sogar ein ganzes Stück neuer, der Erhaltungsstand leider beileibe nicht so toll!
Ich werde man bei Gelegenheit daraus einen Thread erstellen.
Allerdings kommt mir dieses Projekt wie die BER Baustelle vor, außerdem habe ich momentan noch ganz andere Projekte am Laufen.
Alles Gute!
Ramses.
Re: Reißverschlüsse und Briefecken (Anknüpfung an Seidel&Naumann Klasse 9)
Verfasst: Mi 1. Jan 2025, 12:47
von emmi
Ja, Ramses, wenn kein Wunder geschieht, bleiben die Maschine und der Tisch auf ewig getrennt. Ein Problem sehe ich dabei nicht. Ich muss die Maschine doch nur auf einen ausreichend hohen hohlen Sockel setzen? Ich habe mir auch schon einmal eine Pfaff 130 - 115 auf einen Sockel setzen und motorisieren lassen. Einfacher war dort nur, dass alle Verbindungsteile zum Tisch vorhanden waren und daraus geschöpft werden konnte. Was ich insoweit für die Naumann Klasse 9 hier habe, ist eher dürftig.
Mit allerbesten Neujahrsgrüßen
emmi
Re: Reißverschlüsse und Briefecken (Anknüpfung an Seidel&Naumann Klasse 9)
Verfasst: Mi 1. Jan 2025, 21:54
von Ramses
Ja, die Klasse 9 hat Standardmaße, und sollte auf "normale" Kästen und in "normale" Tische und Schränke passen.
Allerdings hat Naumann die Bohrungen zur Aufnahme der Scharnierbolzen nur 6,5 mm groß gewählt.
Standardkästen haben rund 7 mm dicke Aufnahmen.
Ich glaube, bei der 24 habe ich die einfach um einen halben Millimeter auf 7 mm aufgebohrt.
In letzter Zeit baue ich solche Kästen aber aus dem "Rohen", inkl. der Scharniere, da bin ich relativ frei!
Insofern hast Du Pech gehabt, daß es sich um keine Klasse 8 handelt, deren Tisch hätte man nicht anderweitig verwenden können.
Meine Klasse 8 habe ich in der Tat auf Leisten gesetzt und wollte das zumindest untenherum schließen, weil vom schwingendem Schiffchen m.E. eine nicht unerhebliche Verletzungsgefahr ausgeht. Besonders, wenn die maschine mit Motor betrieben wird.
Ich werde dieser Maschine aber irgendwann einmal einen richtigen Kasten verpassen.
1556.jpg
Für die Schwingschiffler bietet es sich an, sofern man es selber macht, einen flacheren Kasten zu wählen, weil diese Mechanik nicht so sehr in der Höhe aufträgt wie manche Maschinen mit CB Greifer.
Manche Altenburg sind da regelrecht berüchtigt!
Alles Gute!
Ramses.
Re: Reißverschlüsse und Briefecken (Anknüpfung an Seidel&Naumann Klasse 9)
Verfasst: Do 2. Jan 2025, 12:02
von Jonas2404
emmi hat geschrieben: ↑Mo 30. Dez 2024, 17:17
Ich fand zwar die Anleitung zum Einnähen von unsichtbaren Reißverschlüssen wieder, die mir vor ein paar Jahren so geholfen hatte, und zwar bei meinen eigenen "Lesezeichen" auf dem Laptop.
https://www.sandalu.de/nahtverdeckten-r ... einnaehen/
Aber ab jetzt passierte nur noch Murks.
Ich musste erkennen, dass 60 cm-Reißverschlüsse für 60 cm lange Kissen
zu lang sind, und versuchte es trotzdem. (Man benötigt einen Reißverschluss, der mindestens 2 cm länger ist, als die Öffnung, die er später abdecken soll. Die Betonung liegt auf "Öffnung". In ihr wird der Reißverschluss befestigt. "Auf der ganzen Länge" funktioniert nicht, was ich zu gegebener Zeit noch zeigen werde.)
Wir haben gestern mit Jeansstoff experimentiert.
Für den "unteren" Reißverschluss war der Stoff zu fest bzw. unsere Fertigkeiten zu gering.
Besser gelang uns den Reißverschluss auf der Rückseite des Kissens nach der gepostete Youtube-Anleitung vom 30.Dez.24 einzunähen. Diese Methode geht schnell, aber die sichtbare Naht auf der "Schauseite" ist auf dem Jeansstoff akzeptabel wenn man sehr sorgfältig arbeitet. Aber nicht unbedingt Oberliga.
Wir haben hinterher noch ein Tutorial auf dem Bernina-Blog analog zu deiner Sandalu-Anleitung entdeckt.
https://www.naehratgeber.de/tutorial-ki ... hen-25862/
Viele Grüße aus Berlin