Forum für Nähmaschinentechnik

Hi!
Ich hab "nebenan" schon gefragt, aber leider ist da nichts wirklich Weiterführendes gekommen, daher frage ich hier nochmal (wohl wissend, dass hier natürlich teilweise die selben Leute unterwegs sind, aber vielleicht hab ich ja Glück).

Mir ist eine Maschine zugelaufen, die mit Gritzner "D" beschriftet ist. Kann mir jemand etwas zu der Maschine sagen? Im Nähmaschinenverzeichnis hab ich nichts dazu gefunden. Oder eine Quelle, wo ich ein paar Infos dazu finde?
Kann man das Alter eingrenzen? Laut der Seriennummer müsste es ja zwischen 1906 und 1910 sein, sehe ich das richtig?
Ich hab auch versucht weiter zu recherchieren, aber ich finde in den Weiten des Internets nicht mal ein zweites Bild einer Gritzner D. Weiter noch, ich finde außer der Gritzner 1 keine weitere Langschiffchenmaschine von Gritzner. Hab ich hier überhaupt eine Gritzner? Für mich eine sehr mysteriöse Maschine. Die Vorbesitzer erzählten mir, sie hätten die Maschine in Dänemark gekauft.

Kann mir jemand was zu der Maschine sagen? Auch wilde und haltlose Spekulationen werden gern genommen.

Danke!

Auch wilde und haltlose Spekulationen werden gern genommen.

Das ist schon mal eine gute Ausgangsbasis!
Die Spinne sagt eindeutig "Gritzner".
Baujahr dürfte nach der Liste von [url=https://www.fiddlebase.com/german-machi ... -gritzner/ ]fiddlebase[/url] 1908 sein.
Spekulation: Gritzner wollte eine Serie "D" ins Leben rufen, kam aber davon ab?
Hier ein Foto aus einer Gritzner eine Million Seriennummern nach deiner gezeigten Maschine, auf den ersten Blick sieht sie identisch aus.

Auf jeden Fall näht sie schon einmal wieder. Ich bin begeistert vom Erhaltungszustand. Und ein schönes Nahtbild macht sie auch. Und bei dem lieblichen Klackern kann man diese Maschine nur lieben, oder?

Fietsenfahrer hat geschrieben: ↑Mi 18. Sep 2024, 13:42 Hi!

Mir ist eine Maschine zugelaufen, die mit Gritzner "D" beschriftet ist. Kann mir jemand etwas zu der Maschine sagen? Im Nähmaschinenverzeichnis hab ich nichts dazu gefunden. Oder eine Quelle, wo ich ein paar Infos dazu finde?
Kann man das Alter eingrenzen? Laut der Seriennummer müsste es ja zwischen 1906 und 1910 sein, sehe ich das richtig?
Ich hab auch versucht weiter zu recherchieren, aber ich finde in den Weiten des Internets nicht mal ein zweites Bild einer Gritzner D. Weiter noch, ich finde außer der Gritzner 1 keine weitere Langschiffchenmaschine von Gritzner. Hab ich hier überhaupt eine Gritzner? Für mich eine sehr mysteriöse Maschine. Die Vorbesitzer erzählten mir, sie hätten die Maschine in Dänemark gekauft.

Kann mir jemand was zu der Maschine sagen? Auch wilde und haltlose Spekulationen werden gern genommen.

Danke!

Hallo,

das Baujahr passt (bei Peter Wilhelm wird die Gitzner D - Langschiff von 1906 bis 1912 aufgelistet).
Gritzner hat an Langschiff-Nähmaschinen zuerst die niedrigarmige Gritzner A (Singer 12-Klon), die hocharmige Gritzner B, die Saxonia-Nähmaschinen Gritzner G (niedrigarmig) und Gritzner H (hocharmig) hergestellt.
1904 kam die Grizner C (Medium) für die Herrenschneiderei dazu.
Ab 1906 wurde dann die Grizner D als Nachfolgemodell der Gritzner B eingeführt.

Hier ist die Typen-Aufstellung aus einem Nadelkatalog um 1935:

Bei genauerer Betrachtung fällt auf, dass es sich hierbei um ein Mischwesen handelt.
Es wurde die Grundplatte der Langschiff Gritzner B genommen und darauf das Oberteil der Schwingschiff Gritzner R, mit runder Nadelstange und Kurvenfadenhebel, montiert.

Um 1905 gab es diese Nähmaschinen z.B. auch von Dürkopp (Dürkopp 2-4), Wertheim (Wertheim R) oder Pfaff (Pfaff R). Sie konnten sich aber nicht durchsetzen und wurden bald von den Schwingschiff-Modellen verdrängt.

Wertheim R

aus einer Pfaff R Anleitung:

Ich gratuliere zu Deiner recht seltenen Grizner D Nähmaschine.

Vielen Dank, ravemachine!

ravemachine hat geschrieben: ↑Mi 18. Sep 2024, 22:17 Um 1905 gab es diese Nähmaschinen z.B. auch von Dürkopp (Dürkopp 2-4), Wertheim (Wertheim R) oder Pfaff (Pfaff R). Sie konnten sich aber nicht durchsetzen und wurden bald von den Schwingschiff-Modellen verdrängt.

Da habe ich nochmal eine Nachfrage. Man sieht ja oft Nähmaschinen, die praktisch baugleich sind, aber von verschiedenen Herstellern. Selbst viele Details sind gleich. Haben damals die Hersteller nur alle voneinander abgekupfert, oder waren das praktisch Lizenzproduktionen?

Die Nähmaschine ist wohl eher selten und ein schönes Stück, mich würde das auch interessieren, ob das so etwas wie Partnerherstellungen waren, wie bei Autos, die das gleiche Model unter versch. Marken verkaufen.

Hier kann ich anknüpfen und Euch eine Frister & Rossmann D vorstellen. Sie ist winzig. Die Grundplatte ist nur 32,5 x 15,5 cm groß. Die Seriennummer ist 48318 (irgendwie zu klein!). Dem Aussehen nach stammt sie aus den 1920/30er Jahren. Damals hatte Gritzner Frister & Rossmann schon aufgekauft. Ist das nun eine Gritzner oder Frister & Rossmann? Ihre Herstellermarke weist auf Frister & Rossmann, Berlin, und auf den Händler Quitmann in London hin. Bei Peter Wilhelm las ich die kurze Andeutung, Frister & Rossmann habe so gute Handelsbeziehungen zu Quitmann gehabt, dass Gritzner diesen Handelsweg noch jahrelang weiterbedient habe.

Inwiefern weiterbedient? Mit gängigen F & R-Maschinen oder mit eigenen Maschinen? Die F & R sieht der obigen Gritzner D sehr ähnlich!

Es ist nicht meine Maschine, sondern eine Leihgabe. Nach Reinigung, Durchölen und Einnähen werde ich sie dem Eigentümer zurückgeben.

Ich habe die Maschine von ihrem Holzsockel genommen, die Handkurbel und den Spuler sowie alle äußeren Kleinteile abgenommen. Bei dieser Doku möchte ich nicht den Schmutz und das Reinigen in den Vordergrund stellen. Natürlich werdet Ihr sehen, wie alles wieder zusammengebaut wird. Aber mein eigentliches Ziel ist es, herauszufinden, ob wir hier eine F & R oder eine Gritzner oder eine Chimäre sehen. Im Moment tendiere ich zu F & R.


emmi

emmi hat geschrieben: ↑Mo 23. Sep 2024, 21:32 Die Grundplatte ist nur 32,5 x 15,5 cm groß.

15,5 oder 16,5?
Wenn 16,5, dann ist sie mit (m)einer Naumann Kl. 8 identisch. Naja, sind eher 17 cm.
32,5 cm Länge passt!

Es würde mich nicht wundern, wenn das ein zweiter Standard gewesen wäre, der aber "ausgestorben" ist!

Wirklich !5,5 cm. Vermutlich hatte jeder Hersteller seinen eigenen "Standard".


emmi