Forum für Nähmaschinentechnik

Heute Abend habe ich die Silberbox ausgebaut. Das Öffnen wird schwierig, da alle Kanten fest verlötet sind. So wie bereits im Nähmaschinentechnikforum beschrieben. Die Box war mit den seitlichen Laschen in das Gehäuse geklemmt. Vielleicht wurden ein Teil der Anlasser in Baugruppen vorgefertigt und die Montage erfolgte dann von Anlernkräften.

Zur Übersicht ist auch nochmal das Foto der angeschlossen Box eingefügt. Sie ist relativ schwer (ich besitze leider keine Küchenwaage), 55 mm lang, 30 mm breit und 25 mm hoch und an allen Kanten verlötet. Alle Lötstellen außer die in der Mitte oberste Reihe (Lötstelle der beiden roten Phasen) sind auf der Oberseite mit einer kleinen "Glashaube" verschlossen. Mit bloßem Auge sehen diese intakt aus. Wenn der Fettklops Vergussmasse war, muss diese beim Austritt sehr dünnflüssig gewesen sein.

Die Ummantelung der einzelnen Phasen vom Stromkabel sind besonders verschmort. Die ganze Box ist von einer Fettschicht überzogen.

Um die Drähte beim Entfernen des Fettklops nicht abzureißen, hatte ich das Fett etwas mit dem Föhn erwärmt - aber nicht verflüssigt. Der Anlasser muss bei den Vorbesitzern mal "geglüht" haben.

Ich denke, die Anschlüsse an der Silberbox sind wie folgt:
schwarz lst die Phase L (Außenleiter)
grau ist der Nullleiter mit direkter Verbindung zwischen "Netz" und der anderen Lötöse
rot ist Erde (PE)
In der Box könnte es so aussehen: An 2 und 3 sitzt der Kohleplättchenregler, dazwischen noch die Tiefpass-Drosseln, 3 ist dabei die Phase L, welche von dort aus direkt zum Nählicht geht (volle 220 V)
von 2 (blau) aus geht die geregelte 220 V Spannung zum Motor.
Der Widerstand könnte mit in der Schaltung als Entladewiderstand sitzen, muss aber nicht, ist nur so eine Idee.
Im Prinzip könntest du, wenn die Silberbox leergeräumt ist, dort auch den neuen Entstörkondensator (5 polig) unterbringen.
Die beiden grauen Nullleiter müssten intern fest verdrahtet sein.

du hast bestimmt recht, das ist eine elegante Lösung

Jonas2404 hat geschrieben: ↑Di 22. Okt 2024, 21:07 Das Öffnen wird schwierig, da alle Kanten fest verlötet sind.

Und?
Hast Du die Dose geöffnet, bzw. steht das noch auf der Agenda?

So, wie Du das hier beschrieben hast, glaube ich irgendwie nicht, daß die "unbestimmte" Masse aus der Dose stammt. Dazu ist sie ja wohl zu dicht!
Wenn sich ein Kondensator in der Dose befindet und dieser versagte, dann bringt es nichts, außen einen neuen aufzulöten, da der defekte meist zu einem Kurzschluss führt, den man nur beseitigen kann, indem man den Kondensator aus dem System nimmt.

Pragmatisch wäre es übrigens, die Dose aus dem Anlasser rauszuschmeißen und eine Entstörung (z.B. wie inch sie skizziert hat) neu zu erstellen.

Ob wirklich Induktivitäten verbaut sind, würde nur ein Blick in die Dose zeigen.

Nach meiner Erfahrung muss das keineswegs so sein!

Der Anlasser vom Typ U-118 hat m.W, keine Induktivität verbaut (evtl. gibt es Exemplare mit - zur Zeit der Modellumstellung).
Der Anlasser U-118/1 hat eine Induktivität.
Ich spreche jetzt nicht nur von kleinen Ferritkernchen mit einigen Wicklungen Kupferlackdraht, sondern "von richtig"!

Jonas2404 hat geschrieben: ↑Di 22. Okt 2024, 21:07 Vielleicht wurden ein Teil der Anlasser in Baugruppen vorgefertigt und die Montage erfolgte dann von Anlernkräften.

Ja, im Kapitalismus!
Du kannst davon ausgehen, daß das alles von regulären Arbeitskräften zusammengebaut wurde.
Keine Mindestlöhner oder 1 € "Fachkräfte"!


Alles Gute!

Ramses.

Ramses hat geschrieben: ↑Mi 23. Okt 2024, 13:39 So, wie Du das hier beschrieben hast, glaube ich irgendwie nicht, daß die "unbestimmte" Masse aus der Dose stammt. Dazu ist sie ja wohl zu dicht!

Die Vergussmasse wird mit zunehmender Wärme in ihrer Konsistenz dünnflüssiger und ist hier aus den Anschlüssen 2 und 3 herausgequollen.
Schau dir mal die Silberbox in deinem Anlasser ganz genau an, da sieht man sie auch schon herausquellen aus 2.
"Normale" Elkos quellen auch gerne aus ihren Entlüftungen, oder einem der elektrisch isolierten Anschlüsse heraus, können sie das nicht, platzen sie.

ich denke auch das die dünnflüssige Masse bei 2 und 3 raus gequollen ist, auf dieser Seite war nicht nur oben der Klops sondern auch unten zwischen Boden der Box und Boden vom Anlasser.
Ich bin gerade erst nach Hause gekommen. Die Box zu öffnen steht auf der Agenda - einfach schon aus Neugierde. Nur mein Arzt hat heute mein Agenda neu sortiert. Er will mich schon im November für einige Zeit "aus dem Verkehr ziehen" - alte Anlasser und alte Frauen ist das gleiche - harmlose Sanierungen sind zeitaufwendiger als ursprünglich angedacht.
Darum wollen wir erstmal unsere nächsten Einsätze vorbereiten und ich muss noch die Weihnachtsgeschenke für unsere Enkelinnen in Angriff nehmen. Danach darf ich wieder mit Anlassern spielen ohne den Unmut meiner Sippe auf mich zu ziehen.

dann wünsche ich dir, das die Sanierungsmaßnahmen schnell abgeschlossen sind und du dich schnell wieder angenehmeren Dingen widmen kannst.

inch hat geschrieben: ↑Mi 23. Okt 2024, 14:46 Schau dir mal die Silberbox in deinem Anlasser ganz genau an, da sieht man sie auch schon herausquellen aus 2.
"Normale" Elkos quellen auch gerne aus ihren Entlüftungen, oder einem der elektrisch isolierten Anschlüsse heraus, können sie das nicht, platzen sie.

Ok, Du hast mich überzeugt, habe das ja nicht direkt vor mir.
Und solche "Extremitäten" hatte ich in der Tat noch nicht.

Ich weiß, es gibt auch bipolare Elkos, aber wollen wir mal nicht hoffen, daß es sich hier darum handelt.
Der Inhalt von Elkos kann extrem fies sein.

Aus diesem Bauzeitraum kenne ich eigentlich Kondensatoren, welche mit Teer vergossen sind.
Diese sind erstaunlich alterungsbeständig.
Wenn ich vergleiche mit den Kondensatoren, welche in den U-118/1 Anlassern, spätestens ab 1986, verbaut wurden. Letztere sind praktisch immer auszutauschen!

Ich kann mich allerdings nicht zurückhalten zu bemerken, daß diese Box von der Konstruktion eher suboptimal ist. Da hatte man im Osten doch normalerweise sehr viel wartungsfreundlicher konstruiert.


Alles Gute!

Ramses.

Jonas2404 hat geschrieben: ↑Mi 23. Okt 2024, 15:32 Die Box zu öffnen steht auf der Agenda - einfach schon aus Neugierde. Nur mein Arzt hat heute mein Agenda neu sortiert.

Auf die geöffnete Box bin ich auch schon sehr gespannt.
Mist, irgendwas ist immer - ich wünsche dir schnelle Sanierungserfolge und dann Gute Besserung!

Ramses hat geschrieben: ↑Mi 23. Okt 2024, 17:55 Ich weiß, es gibt auch bipolare Elkos, aber wollen wir mal nicht hoffen, daß es sich hier darum handelt.

Entstörkondensatoren im Wechselspannungsbereich sind nie Elkos.
Besonders beeindruckt haben mich in meiner Ausbildung die "selbstheilenden Metall-Papier-Kondensatoren", fand ich absolut spannend
Versagt das Dielektrikum an einer Stelle, verdampft die Metallschicht durch den Kurzschlussstrom an dieser Stelle punktartig und danach ist wieder alles schön.
Was die Silberbox angeht, ist die zwar vom Arbeitsaufwand her wirklich nur "suboptimal", was eigentlich schon zu freundlich ist, allerdings ist sie technisch 1A, weil sie durch das Zulöten nach außen hin völlig abgeschirmt ist.
Vielleicht gab es zu ihrer Bauzeit extrem strenge Vorgaben, was eventuelle Funk-Störungen anging.
Die Mewa Freia, welche ich hier auch schon vorgestellt habe, hat übrigens auch solch eine schöne Silberbox in ihrem Inneren.

inch hat geschrieben: ↑Mi 23. Okt 2024, 22:03 Besonders beeindruckt haben mich in meiner Ausbildung die "selbstheilenden Metall-Papier-Kondensatoren", fand ich absolut spannend
Versagt das Dielektrikum an einer Stelle, verdampft die Metallschicht durch den Kurzschlussstrom an dieser Stelle punktartig und danach ist wieder alles schön.

Ja, toll!
X2 Kondensatoren sind definitionsgemäß solche Typen!
Meiner Erfahrung nach hat es sich da aber nicht viel mit "Selbstheilung"!
Sonst würden die Nähmaschinen ja nicht reihenweise von selber loslaufen.


Alles Gute!

Ramses.