Schnittmuster in Teeny-Größe

[emmi]

Das Ärmel-Einnähen und den unterschiedlichen "Drall" der beiden Stoffteile muss ich näher erläutern. Auf den beiden Bildern unten seht Ihr die Armausschnitte am Vorderteil und Rückenteil. (Bei diesem lockeren Hemd sind sie identisch.) Ihr seht auch die Armkugel am Ärmel. (Vorn und hinten sind sie wegen der identischen Armausschnitte symmetrisch.) Mit Kreide habe ich die Nahtlinien markiert. Die geschwungenen Linien haben unterschiedliche Formen, die man mit Stecknadeln oder einer Heftnaht von Hand zur Deckung bringen muss. Außerdem wird der Ärmelstoff in der Nahtzugabe immer breiter (wie ein aufgeklappter Fächer), während der Stoff von Vorder-und Rückenteil in der Nahtzugabe immer enger wird. Das Ärmeleinnähen klappt nur, wenn man beharrlich die beiden Nahtlinien sowie ihre Anfangs- und Endpunkte und den oberen Mittelpunkt aufeinanderbringt. Ich mache jetzt trotz schönsten Sonnenscheins weiter damit...

[emmi]

@ Ärmel: Viel Arbeit? Geht so. Macht vor allen Dingen Spaß. Danke für den Gruß.

[Ärmel]

Bei so Radien und Rundungen habe ich immer Probleme, Anfang und Ende ohne Faltenbildung genau zu treffen...
Dazu muss man schon Übung und Geduld wie du haben...

[A.S.M.R.]

@Ärmel
Ist Übungssache, ja. Mir hilft es langsamer zu nähen, die Stichlänge kürzer einzustellen und den Nähfuss anzuheben, Nadel dabei im Stoff lassen, Nähgut drehen/anpassen, Füsschen absenken und wieder nähen, das macht man auf der gesamten Rundung dann. Odercman steuert mit Gegenbewegung der Hand den Stoff entsprechend, wss manchmal schwierig sein kann.

[emmi]

Die OP-Hemden sind fertig. Die Chefin wollte trotzdem erst einmal keine Übergabe, weil sie den Kopf voll hatte wegen eines Verkaufsstands bei einem hiesigen Innenstadt-Event heute. Da ich ein Hemd verdorben hatte, hatte ich jenseits des "Fließbands" ein neues nähen müssen/wollen. Den Stoff hatte ich auf die Schnelle besorgen können. Ich merkte dann, dass es doch angenehmer ist, sich einem Nähobjekt ausschließlich widmen zu können. Was war passiert? Bei einer letzten langen Overlocknaht (Seitennaht vom Ärmelsaum bis hinab zum Hemdensaum) hatte die Overlockmaschine eine Falte des Rückenteils zu fassen bekommen und einen riesigen Winkel hineingeschnitten.
Ein schönes Wochenende wünsche ich Euch. Hier ist es warm und sonnig. Ich freue mich darauf, im Garten aufzuräumen und zu harken. Für morgen, Sonntag, suche ich mir eine mehr oder weniger lautlose Arbeit aus und lasse mich natürlich nicht im Vorgarten sehen.
emmi

[Jonas2404]

tolle Erklärung, einen sonnigen Arbeitstag hast du dir redlich verdient, genieße ihn

[Delilah-Rose]

For OP Hemden sind sie wirklich schön geworden, die bunten Einfassungen machen sie richtig fröhlich, nicht so trist.

[ravemachine]

Die Hemden sind toll geworden - Respekt!

Viele Grüße
Paul

[emmi]

Besagte Arztpraxis bestellte letztens Nachschub: Zehn Erwachsenen-OP-Hemden und zehn Wärmedecken. Alles wie gehabt, die Hemden aus anthrazitfarbener Baumwolle (Fahnentuch), Halseinfassung gleichfarbig, Decken gleichfarbig aus Waffelpiqué (135 cm x 190 cm). Hemdenschnitt und Deckenmaße waren hier noch vorhanden, so konnte ich frohgemut gleich mit der Arbeit beginnen. Allerdings nahm ich Änderungen vor. Den Halsausschnitt gestaltete ich etwas kleiner. Und für die Wärmedecken hatte ich die Idee, sie auf ihrer linken Seite mit der Coverlock zu säumen, statt - wie früher - auf rechts.

Ich muss Euch nicht erzählen, was eine Coverlock-Maschine ist: Eine Nähmaschine, die auf der Oberseite des Stoffs einen darunter liegenden Saumumschlag mit zwei oder drei parallelen Nähten annäht, während auf der Unterseite eine breite krause Naht entsteht. Viele Menschen finden diese Naht schöner als die ordentlichen zwei oder drei Nähte auf der Oberseite. Deshalb sind Top-Coverstitch-Maschinen erfunden worden. Ein am Maschinenkopf zu befestigendes Zusatzgerät webt einen fünften Faden durch die zwei oder drei Nähte oben. So hatte ich seinerzeit die Wärmedecken eingefasst, denn ich wollte erreichen, dass es bei ihnen kein sichtbares Rechts und Links gibt. Das war furchtbar mühselig gewesen. Trotz Umbügelns, Heftens, Klebens hatte sich der umgelegte Saum auf der Unterseite oft verschoben und ich hatte dauernd auftrennen und neu nähen müssen. Diesmal legte ich den Saumumschlag nach oben und hatte ihn beim Nähen ständig unter Sichtkontrolle. Zur Freude meiner Chefin konnte ich auf diese Weise sogar Labels anbringen.

Kurz nach der Abgabe der Hemden und Decken musste ich selbst ein OP-Hemd anziehen und mich im Dämmerschlaf einer Untersuchung unterziehen. Als ich erwachte, lag ich unter einer Decke. Sie bestand aus zwei Schichten papierener Vlieseline, dazwischen eine dünne Schicht Watte. Ich fragte, ob die Decke weggeworfen werde. Ja, hieß es, können Sie nach Hause mitnehmen! Das tat ich. Ich verglich die Maße und das Format mit den Angaben für die Waffelpiqué-Decken. Die papierene Decke ist größer, aber die Selbstgenähten sind weicher, kuscheliger und schöner.


emmi