Handkurbel-Nähmaschine, aus der Zeit gefallen...

Historische Nähmaschinen vergangener Zeiten ohne eigenes Unterforum.
inch
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Re: Handkurbel-Nähmaschine, aus der Zeit gefallen...

Beitrag von inch »

Ramses hat geschrieben: Sa 2. Nov 2024, 22:55 Und da ist nichts, wo der Kurbelantrieb fassen könnte.
Doch, da ist "etwas"...sieht man sich das Foto der Naumann Nähmaschine genau an, sieht man folgendes:
Das Handrad kann zum Spulen mit der großen runden Rändelmutter (auch als Knopf bezeichnet) entkuppelt werden, wie allgemein üblich.
Mittig, direkt vom Handkurbel-Abtrieb kommend, greift die Verbindungsstange in den kleinen Anguss am äußeren Rand des Handrades ein (dort ist sie verstiftet).
Ich würde allerdings vorschlagen, nicht weiter abzuschweifen und uns auf die hier von emmi vorgestellte Regina zu konzentrieren.
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emmi
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Re: Handkurbel-Nähmaschine, aus der Zeit gefallen...

Beitrag von emmi »

Sonntag hatte ich die Vorstellung der REGINA zu Ende bringen wollen. Heute ist Mittwoch! Tatsächlich schrieb ich am Sonntag, und zwar bis in den späten Abend. Als ich fertig war, löschte ich den Beitrag versehentlich angry. Am Montag und Dienstag war ich verhindert, aber JETZT endlich schreibe ich erneut.

Ein Bild in voller Breite von der Rückseite der Maschine fehlt Euch noch. Ich schicke es jetzt. In der hochgedrehten Wartungsklappe spiegelt sich unpassenderweise shy eine andere Maschine (ich kann es nicht ändern), ein richtiges Urviech, das Ihr bald auch noch kennenlernen sollt.

Letzte Woche hatte ich einen Link zu einem Doppelgänger in schwarz gepostet. Ihr braucht den Link nicht zu suchen. Hier kommt er nochmal:

https://www.kleinanzeigen.de/s-anzeige/ ... 7-240-8674

Seitdem rechnete ich damit, dass Ihr herausfinden würdet, wer der Hersteller von REGINA und BOY ist. Mit Google Lens und hinzugefügten Suchwörtern, auch in anderen Sprachen, hatte ich tagelang der REGINA nachgespürt und war plötzlich über den BOY gestolpert. Die Maschinen sind identisch (abgesehen von der Lackierung), das war klar, sodass ich weitergesucht hatte mit den Bildern vom BOY. Wie es kam, kann ich nicht mehr nachvollziehen, jedenfalls landete ich im Nähmaschinenverzeichnis.

https://www.naehmaschinenverzeichnis.de ... inen/elac/

Dort gab es ein schwarzes PONY zu sehen und die Auflösung zu lesen. ELAC, Electroaccustik, Kiel, stellte in der Not der Nachkriegsjahre ab 1945 Haushaltsmaschinen her (u.a. Nähmaschinen und Luftpumpen). Peter Wilhelm (Seite 55) schreibt dazu:

"...Die 1926 gegründete Firma für Unterwassertechnik stand nach dem 2. Weltkrieg vor dem Ruin. Von 5000 Mitarbeitern waren knapp 250 geblieben; die Produktion der als kriegswichtig eingestuften Geräte war verboten. Die genehmigten Reparaturarbeiten aber waren nicht ausreichend, um Werksanlagen und Mitarbeiter auf Dauer zu sichern. So wich man auf die Produktion von Plattenspielern, Radios und Nähmaschinen aus.

1950 wurden mit 200 Arbeitskräften monatlich 3000 Ponynähmaschinen gebaut. Diese Zylinderschiffnähmaschinen waren fast ausschließlich für den Export bestimmt. 1951 wurden die gleichen Nähmaschinen mit angesetztem Elektromotor als JUVENTA Nähmaschinen geliefert. 1952 war auch ein Tretgestell im Angebot der ELAC. Das Ende der Nähmaschinenproduktion lässt sich nicht genau feststellen. Es ist aber anzunehmen, dass mit dem enormen Aufschwung der Tonabnehmerproduktion um 1954 die Herstellung von Nähmaschinen überflüssig wurde. Die letzten Annoncen stammen aus diesem Jahr."


Noch mehr Informationen findet Ihr hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Elac

https://elac-analog.de.tl/

Wenn Ihr den letzten Link aufruft, ENTER anklickt und dann hinabscrollt, findet Ihr ein weinrotes PONY. (Was mit dem Spuler geschehen ist, verstehe ich nicht. Gewaltsam nach vorn gedrückt und gebogen?) Aber auch alle anderen Informationen auf dieser Seite sind hochinteressant.

Fazit: Die REGINA ist eine relativ junge Maschine. Gebaut zwischen 1945 und 1948. Die Mechanik unter der Grundplatte ist sehr zierlich. Unter dem Holzsockel befinden sich Beinchen aus Gummi, was mir mit dem Wissen um den Hersteller ELAC als Ähnlichkeit zu einem Plattenspieler auffällt. Ich freue mich sehr darüber, dass ich die Nähmaschine gekauft habe: Etwas Besonderes und ein Stück Vor- und Nachkriegsgeschichte.

Die REGINA hat kein Zylinderschiffchen. Das schrieb ich ja schon. Sie hat ein ganz normales "altmodisches" Schiffchen, dessen Herkunft ich noch herausfinden möchte.

Nachdem ich von ELAC wusste, entdeckte ich auf der Unterseite der REGINA schwach die Seriennummer 032299 und den Schriftzug ELAC in einem auf einer Spitze stehenden Quadrat. Wischen half nicht viel, verhalf aber wenigstens zu einem leserlichen Foto.

Grüße und Gute Nacht!
emmi
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Ramses
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Re: Handkurbel-Nähmaschine, aus der Zeit gefallen...

Beitrag von Ramses »

Mit der Technik befanden sie sich nicht in Gefahr, gegen noch gültige Patente zu verstoßen! smile

Aber ich staune!
Deine Regina hat eine Königswelle! :o
Oder ist das Standard bei Langschiff Nähmaschinen?


Alles Gute!

Ramses.
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Delilah-Rose
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Re: Handkurbel-Nähmaschine, aus der Zeit gefallen...

Beitrag von Delilah-Rose »

Das ist wirklich eine interessante Firmengeschichte, die hinter dem kleinen Maschinchen steckt, werde die Artikel noch lesen, weil ich es auch sehr interessant finde, woher Stücke stammen, deren Namen man bisher nicht kannte. Danke für deine Vorstellung und Recherche.
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