Die Vermutung, die hiesige Frister & Rossmann D sei noch vor Gritzners Übernahme des Frister & Rossmann-Werks (1925) hergestellt worden, kommt mir sehr zupass. Denn gerade will ich von einem Clou schreiben, einer Maschine, die im Jahr 1939 verkauft worden ist.
https://www.etsy.com/de/listing/1087334 ... n-modell-d
Ihr müsst relativ zeitnah auf
Artikeldetails ansehen klicken und alle Bilder betrachten, denn die Maschine ist schon verkauft und die Etsy-Spur erlischt womöglich bald. Aus einer fotografierten Urkunde ergibt sich, dass die Maschine ihren ersten Käufer im Jahr 1939 fand. Änderungen gegenüber der hiesigen Maschine sind zu sehen (Auslösescheibe am Handrad, Spuler geändert, Öllöcher eingerahmt, klappbarer Garnrollenhalter). Eine frische Produktion von vielleicht 1938? Wieviel Zeit muss vergehen für die beschriebenen Änderungen? Ich weiß es nicht.
Als ich der Frister & Rossmann D die Nadel entnahm, war ich erstaunt: 705. Ich hatte 339 erwartet. Falsche Nadel? Nein, denn der Nadelkanal ist wie gemacht für eine 705er Nadel. Im Bild seht Ihr die rechtwinklige kleine Ecke, in der sich die flache Seite des Flachkolbens nach hinten anlehnen kann. Jetzt sähe ich zu gerne, welches Nadelsystem Fietsenfahrers Gritzner benötigt!
ravemachine hat so viele Hersteller aufgezählt, die auch solche "Mischwesen"-Maschinen hergestellt haben. Für diese Maschinen habe ich sowohl im Schmetz-Katalog aus den 1950er Jahren als auch im Lammertz-Nadelverzeichnis im Buch von Bruno Marpurg aus dem Jahr 1922 nachgeschlagen, welche Nadeln sie benötigen. Für einige Maschinen gab es keine Angabe, u.a. für die Frister & Rossmann D. Egal, wir wissen es ja nun: 705. Gritzner D braucht 339, einige andere Maschinen auch, der Rest braucht 705. 339 ist in der knappen Mehrzahl. Ich vermute, dass die Maschinen mit 705er Nadeln etwas moderner waren als die mit 339er Nadeln. Die moderneren Schwingschiffmaschinen forderten ja auch alle die 705er Nadeln.
Viel schlauer wurde ich durch das Wissen um die Nadeln nicht. Also schlug ich im Berliner Adressbuch von 1938 nach, ob das Frister & Rossmann-Werk dort überhaupt noch aufgeführt wird, und, falls ja, wie:
Das
Branchenverzeichnis nennt Frister & Rossmann nicht mehr.
Gritzner wird nur mit einer Vertretung für Berlin und Brandenburg in der Manitiusstraße 6 genannt.
Das
Verzeichnis der Hauseigentümer (nach Straßen geordnet) sagt für die Skalitzer Straße 134/135 (Standort des riesigen Frister & Rossmann-Werks):
Eigentümer Frister & Rossmann A.G.
in Liquidation
Nähmaschinen Telefonanschluss vorhanden
Ich kann mir kaum vorstellen, dass das Werk, so groß wie ein Berliner Häuserblock, jahrelang stillgestanden hat. Gritzner wird auch daraus Nutzen gezogen haben.
Und noch ein Indiz: Erst spät nahm ich den Oberfadenspannungsregler auseinander. Der Spannungsstift sieht ganz nach Frister & Rossmann aus! So einer ist mir bei der F & R ROSSMANNIA begegnet, sonst nie. Es wäre toll, wenn wir alle ihn jetzt mit dem Spannungsstift von Fietzenfahrers Gritzner D vergleichen könnten.
Grüße
emmi