Forum für Nähmaschinentechnik

Wie die Motorhalterung bei der Kl. 9 aussieht, weiß ich nicht, ein Foto wäre gut.
Ich habe eben bei meiner Naumann 65 nachgeschaut, dort sieht die Motorhalterung auf den ersten flüchtigen Blick "normal" aus.

Ich muss zugeben, daß mein letzter Beitrag ein wenig unfair war, weil mir Bilder emmis Nähmaschine vorliegen.

In diesem Angebot, im dritten Bild kann man es erkennen:
https://www.kleinanzeigen.de/s-anzeige/ ... 6-240-4491

Allerdings muss man das Bild bearbeiten, aufhellen, evtl. am Kontrast drehen.

Hier ist ein Bild der Motoraufnahme einer meiner Klasse 14: Der Unterschied zu der hier behandelten Klasse 9 ist, daß die Motoraufnahme ein Stück höher angebracht ist, weil darunter die Aufnahme der Spulermechanik liegt.

Wichtig und als Erfahrung sollte man festhalten, daß es bei der Klasse nicht DIE Verhältnisse gibt!
Bei meiner uralten Klasse 9 existiert z.B. diese waagrechte Motoraufnahme gar nicht!


Alles Gute!

Ramses.

Heute kommen die Bilder. Einmal rundherum um die Maschine.

Bei näherer Betrachtung habe ich viel mehr geschwärzte Teile entdeckt als zunächst wahrgenommen. Das betrifft auch die Mechanik unter der Grundplatte.

Ich vergaß letztens, zu erwähnen, dass die Maschine nicht mehr blockiert! Von einer Sekunde zur nächsten (ohne besondere Versuche) drehte sich das Handrad. Weich und leise bewegte sich alles mit. Die Maschine ist sauber, liegt aber völlig trocken.

Bei Albert Gieseler (inchs Link in seinem Beitrag vom 4. September) las ich den Satz: "...Es wird keine Maschine geben, auf der ein so schöner, geperlter Stich, wie er für Fein- und Weißsteppereien erforderlich ist, oder eine gleich feine, elastische Naht erreicht wird...". Vorfreude auf den schönen, geperlten Stich kommt auf!

Grüße
emmi

Danke emmi, jetzt sieht man gut, was Ramses meinte mit der Höherlegung an der Kl 9.
Ich schaue nach, ob ich zufällig solch einen passenden Adapter habe.

"...Es wird keine Maschine geben, auf der ein so schöner, geperlter Stich, wie er für Fein- und Weißsteppereien erforderlich ist, oder eine gleich feine, elastische Naht erreicht wird...".

Genau das ist der Punkt, weshalb Nur-Geradstich-Nähmaschinen so oft unterschätzt werden. Ich erinnere mich sofort an den feinen Perlstich meiner alten Singer 15 D.
Passend zu diesem Beitrag fand ich heute zufällig eine Naumann 65 mit noch dem alten S&N Label auf der Grundplatte, aber schon mit der Beschriftung "Mechanik vorm. Seidel&Naumann VEB Dresden"
Das ist der Beweis für die Theorie, das Maschinenteile und Maschinen über den Krieg gerettet wurden und nach 1945 konnte man dann eine neue S&N mit ebensolchem Label, aber aus VEB, oder VVB kaufen.
Interessant wäre, wie es mit den Seriennummern gehandhabt wurde, weil die ja schon auf der Grundplatte eingestanzt waren.
Zu sehen ist die Maschine hier, ich werde anfragen, ob wir das Foto bei verwenden dürfen: https://lamachineacoudre.forumactif.org ... naumann-65

emmi hat geschrieben: ↑Sa 7. Sep 2024, 18:13
Ich habe eine Nichte, die neben ihrem Beruf in einem Makerspace tischlert. Sie kaufte sich eines Tages einen Nähmaschinentisch, um ihn aufzuarbeiten und in ihrer Wohnung als kleinen Tisch zu nutzen. An der Nähmaschine (Bild unten) hatte sie kein Interesse. Sie bot sie mir an und brachte sie bei Gelegenheit in ihr Elternhaus, wo ich sie dann bei Gelegenheit eines Besuchs übernahm. Übrigens hielt sie die Maschine für nicht besonders alt und war überrascht über die anscheinend aus der Zeit gefallene Gebrauchsanweisung und meine Schätzung "1930er Jahre".

Die Datierung kann ich nur bestätigen.

Hier ist die Abbildung aus einem Katalog aus den 1930er Jahren:


Aus dem gleichen Album, der Tisch Nr. 218:


und eine Transportkiste der S&N Nähmaschine mit der Seriennummer: 3 691 716 (also 46.889 Maschinen nach Deiner S&N Nr.9 mit der SN: 3 644 823), ebenfalls aus den 1930er-Jahren. Leider wurde der Adressaufkleber nicht ausgefüllt, so dass eine genaue Jahresangabe fehlt.


Viele Grüße
Paul

Danke, ravemachine, die Bilder sind sehr anschaulich und zeigen mir meine Maschine in ihrer Zeit.

Anbei Bilder der Gebrauchsanweisung. Ich möchte einen Profi scannen, kopieren oder fotografieren lassen, habe aber "zur Vorschau" schon einmal selbst "geknipst".
Eine gute neue Woche wünsche ich Euch allen!
emmi

Oh, jemand aus der Leitung hat meine Fotos verändert! Danke! Nach Anklicken der Bilder und nochmal anklicken ist die Schrift ganz gut zu lesen. Und noch besser, wenn man die Taste Strg gedrückt hält und die Taste + so oft betätigt, bis das Lesen bequem wird. Zurück aus der Vergrößerung geht man mit der Taste Strg plus Taste - , so oft wie nötig. Lacht mich ruhig aus, das weiß doch jeder! Ich wusste es bis vor Kurzem nicht, obwohl ich immer viel mit Texten gearbeitet habe.


emmi

inch hat geschrieben: ↑So 8. Sep 2024, 19:24 ...Passend zu diesem Beitrag fand ich heute zufällig eine Naumann 65 mit noch dem alten S&N Label auf der Grundplatte, aber schon mit der Beschriftung "Mechanik vorm. Seidel&Naumann VEB Dresden"
Das ist der Beweis für die Theorie, das Maschinenteile und Maschinen über den Krieg gerettet wurden und nach 1945 konnte man dann eine neue S&N mit ebensolchem Label, aber aus VEB, oder VVB kaufen.
Interessant wäre, wie es mit den Seriennummern gehandhabt wurde, weil die ja schon auf der Grundplatte eingestanzt waren.
Zu sehen ist die Maschine hier, ich werde anfragen, ob wir das Foto bei verwenden dürfen: https://lamachineacoudre.forumactif.org ... naumann-65

Ich hatte ja vermutet, dass die Maschine in der Kriegs- und Nachkriegszeit gelagert hatte und erst Anfang der 1950er verkauft wurde. Indiz war für mich die Notwendigkeit, vor der Ingebrauchnahme eingetrocknetes Öl auflösen und die Maschine neu ölen zu müssen. Dass es auch andere Indizien, ja Beweise gibt für solches Geschehen, beruhigt mich.

Bis bald wieder.
emmi

ravemachine hat geschrieben: ↑So 8. Sep 2024, 22:01 Hier ist die Abbildung aus einem Katalog aus den 1930er Jahren:

Weißt Du, aus welchem Bereich der 30er Jahre?

Angeblich wurden die Klassen 8 und 9 ab 1930 gebaut.
Ich besitze eine Klasse 9 die viel älter und eine Klasse 8, welche älter ist als emmis Maschine. Das ist die 9!

Das Prospekt zeigt aber eindeutig die Generation emmis Maschine.

Ich finde es schon beeindruckend, was für Naumannteile Ihr hier so zeigt!
Sogar noch eine originale Transportkiste!

Was ich auch immer wieder faszinierend finde ist, wie sich der Stil der Bedienungsanleitungen in Laufe der Zeit verändert hat.
Den Stil Deiner Anleitung findet man bei den neueren Maschinen der Klasse 14 und zumindest bei der Klasse 24 wieder (ich meine auch bei der Klasse 34).
Allerdings nicht als Poster. Evtl. die erste Seite mit dem Übersichtsbild zum Aufklappen.

@emmi
Planst Du die Maschine zu motorisieren?

Mir scheint, daß Deine Maschine bereits die 9/32" Gewindebohrung hat. Das ist ein spezielles Nähmaschinengewinde.
Im Parallelforum gibt es aber die Information, daß eine Schraube von Skoda (VAG Konzern) passt, was ich verifizieren konnte.
Ich konnte die Schraube problemlos bekommen, sie war sogar vorrätig!

Was mir heute auffiel, Ich habe gerade eine Klasse 14 erwischen können.
Ein interessantes Modell, keineswegs selten, nur ist mir das Besondere daran jetzt erst aufgefallen.

Es gibt bei der Klasse 14 ja auch Maschinen mit Kurvanfadenhebel, die ältere Variante.
Die neuere hat einen Gelenkfadenheber.

Nun habe ich eine Maschine erwischt, die zwar schon einen Gelenkfadenheber hat, deren Gehäuse aber noch älter ist. Links das eben erwähnte Modell, rechts die letzte Bauform der Klasse 14.

Jedenfalls hat die linke Maschine noch eine kleinere Gewindebohrung für den Motor.
Da passt eine Schraube UNC12-24 hinein!

Diese Schrauben sind noch problemlos zu bekommen, wenn auch problemlos eher aus China.


Alles Gute!

Ramses.

Ramses hat geschrieben: ↑Mo 9. Sep 2024, 16:41

ravemachine hat geschrieben: ↑So 8. Sep 2024, 22:01 Hier ist die Abbildung aus einem Katalog aus den 1930er Jahren:

Weißt Du, aus welchem Bereich der 30er Jahre?

Angeblich wurden die Klassen 8 und 9 ab 1930 gebaut.
Ich besitze eine Klasse 9 die viel älter und eine Klasse 8, welche älter ist als emmis Maschine.
1644.jpg
Das ist die 9!

Ramses.

Hallo Ramses,

die Seidel & Naumann Schwingschiff-(Bogenschiff-)Nähmaschinen der Klassen 8 und 9 sind Klone der, von Singer 1888 entwickelten, Klasse 27 (Vibrating Shuttle).
Wir können also davon ausgehen, dass Seidel & Naumann diese Schwingschiff-Nähmaschine seit den 1890er Jahren herstellt.
Damals war deren Bezeichnung Naumann Lit. E bzw. Naumann Lit. L.
Die Aussage, dass die die Klassen 8 und 9 ab 1930 gebaut wurden könnte dennoch richtig sein, denn vermutlich ab diesem Jahr wurden die Buchstabenbezeichnungen in das numerische Klassensystem umgewandelt.
Aus der Naumann E für die Famile wurde die Klasse 8 und aus der größeren Naumann L für das Gewerbe wurde die Klasse 9.
Siehe dazu in Peter Wilhelms Buch: "Alte Nähmaschinen" die S&N-Haushaltsmaschinen-Aufstellung auf Seite 119.
Hier werden unter 1912 die Naumann E und 1930 die Naumann Kl. 8 und 9 aufgelistet.


Hier ist die Abbildung einer Anleitung von 1912:



Die Klassen 8 und 9 gabe es anfangs noch mit der glatten Stirnplatte:


Daher würde ich den Produktionsbeginn der Maschinen mit der neuen Gehäuseform eher in die Mitte bis Ende der 1930er Jahre legen.

Viele Grüße
Paul